Amazons Umsatz in Europa wächst vor allem durch die Gebühren im Marktplatz-Geschäft und weniger aus dem eigenen Handel.

Amazon Seller auf Smartphone-Display
PixieMe / shutterstock.com

Vor allem Online-Händler, die auf dem Amazon-Marktplatz verkaufen, befeuern das Geschäft des E-Commerce-Riesen in Europa. Der Marketplace legte 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent zu und wächst damit deutlich stärker als Amazons eigener Handel. Insgesamt schafft Amazon Services Europe S.à.r.l, die zuständige Gesellschaft für den Marktplatz, einen Netto-Erlös von rund 10,2 Milliarden Euro – neuer Rekord. Das geht aus der Bilanz für Amazons Marktplatzgeschäft in Europa hervor, die das Luxemburger Handelsregister veröffentlicht und die die Lebensmittelzeitung ausgewertet hat.

Marktplatz-Umsatz ist in Deutschland größer als Handels-Umsatz

Die veröffentlichten Zahlen im Handelsregister sind jedoch an vielen Stellen nicht ganz transparent. Normalerweise umfasst der Umsatz der Amazon-Gesellschaft vor allem die Gebühren, die Amazon von den Plattform-Händlern kassiert. Unklar ist, ob darin nicht auch zusätzlich andere Einnahmen wie etwa aus dem stark wachsenden Werbegeschäft einfließen. Amazon weist die Umsätze der einzelnen Sparten im Handelsregister nicht aus. Experten des IFH in Köln schätzen jedoch, dass auch in Deutschland der Umsatz aus dem Marktplatz-Geschäft inzwischen den des Handelsgeschäftes überflügelt hat. 

Denn laut den Zahlen, die der US-Konzern für sein Europa-Geschäft ausweist, wächst der Umsatz aus dem reinen Warenhandel immer langsamer. Trotzdem erwirtschaftet Amazon 2018 in seinen europäischen Niederlassungen in diesem Bereich immer noch ein Plus von knapp 12 Prozent, das sind 27,9 Milliarden Euro. Allein in Deutschland waren es laut eigener Angabe vergangenes Jahr 16,7 Milliarden Euro. In die europäische Bilanz fließen die Umsätze aus den Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien ein. Amazons Zahlen und die Daten aus dem Luxemburger Handelsregister lassen sich jedoch schwer vergleichen, weil der Gesamtkonzern in seinen Angaben die Umsätze aus dem Handel und den Marktplatz-Gebühren in einen Topf schmeißt. 

Amazon Europa erhält Steuern in Höhe von 241 Mio Euro erstattet

Auch über Amazons viel kritisierten Umgang mit Steuern liefert die Bilanz neue Zahlen. Demnach hat die Handelsgesellschaft Amazon EU S.à.r.l. insgesamt Steuern in Höhe von 241 Millionen Euro erstattet bekommen und konnte so den Verlust auf 259 Millionen Euro drosseln. Die Gesellschaft für das Marktplatz-Geschäft zahlte knapp 52 Millionen Euro an Steuern und konnte einen Gewinn von 93 Millionen Euro erzielen. 

Derzeit läuft zum Thema Steuern noch ein Gerichtsstreit zwischen der EU, Luxemburg und Amazon. Die EU-Kommission forderte Luxemburg 2017 auf, rund 250 Millionen Euro Steuern von Amazon nachträglich zu erheben, die das Herzogtum zuvor erlassen hatte. Sowohl Luxemburg als auch Amazon klagten gegen das Urteil, ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Deutschland erwägt derzeit eine mögliche globale Steuer für Amazon.

 

/
Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#1 Matthias Koeffler 2019-03-27 11:28
Die Grundaussage ist nichts Neues und lässt auch in der US-Bilanz nachlesen, wie der Buchhandelsnews letter Langendorfs Dienst bereits analysierte. Amazons eigene Online-Stores generierten 2018 Mehreinnahmen von 13,1 Prozent, der Marketplace von 34,1 Prozent. Das Wachstum in Amazons Online-Handel liegt weit hinter der Gesamtentwicklu ng zurück, die plus 30,9 Prozent betrug. Erstmals war auch eine Zahl für die stationären Läden zu lesen. Im vierten Quartal kam ein Minus von 2,7 Prozent für Whole Food & Co. zusammen. Amazon ist nicht dort der große Macker, wo es meint, einer zu sein.



Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren