Amazon soll nach dem Widerstand in New York überlegen, seine neue Konzernzentrale doch an einem anderen Standort zu bauen.

New York Queens
Karthikeyan Rajendran / shutterstock.com

Amazon will eigentlich in New York einen Teil der neuen Konzernzentrale bauen – mit derartig viel Widerstand dürfte der Konzern aber nicht gerechnet haben. Gewerkschafter und Lokalpolitiker hatten unter anderem bereits kritisiert, dass Amazon hohe Fördergelder absahnt und den Einzelhandel der Stadt schädigen könnte. Der Druck auf Amazon ist mittlerweile so groß, dass der Konzern über andere Standorte nachdenken soll, schreibt die „Washington Post“ und verweist auf Insider als Quelle.

Amazon hat noch keine Flächen gekauft

Demnach habe Amazon noch keine Flächen in dem betreffenden Bereich Long Island City angemietet oder gekauft – ein Rückzug von dem Projekt wäre also leicht machbar, heißt es. Dass Amazon jetzt mit einem möglichen Rückzug droht, könnte aber auch eine Strategie sein, um Gegner und Verantwortliche unter Druck zu setzen. 

Amazon will in New York rund 25.000 neue Arbeitsplätze mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 150.000 US-Dollar schaffen. Außerdem soll die Ansiedlung des Online-Unternehmens für die Stadt New York rund 27 Milliarden US-Dollar Steuereinkommen bringen. Dem gegenüber stehen aber unter anderem Steuernachlässe von rund drei Milliarden Dollar, mit denen vor allem New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo um Amazon geworben hat. Andere Unternehmen, wie Google, haben sich auch ohne größere Subventionen in New York angesiedelt, so die Kritik. 

Amazon hat Beteiligte zu wenig beachtet

Der demokratische Gouverneur Cuomo steht für sein Engagement sogar bei seinen Parteifreunden unter Beschuss, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Michael Gianaris, Senator im Parlament des Bundesstaats New York mit Wahlbezirk in Long Island City, kritisiert Amazon und die Politiker, die den Deal abgenickt haben: „Die sitzen da in Seattle und denken, sie könnten die Bedingungen diktieren, und Regierungen beugen sich ihrem Willen.“ Laut einer Amazon-Umfrage sei die Mehrheit der New Yorker aber für die neue Niederlassung. Allerdings habe Amazon die Einbeziehung der verschiedenen Interessengruppen „viel zu sehr vernachlässigt“, erklärt Tom Stringer, der für die Unternehmensberatung BDO Firmen bei der Standortsuche berät. 

Amazon versucht, die Wogen zu glätten und will unter anderem Computerkurse für New Yorker Schüler bezahlen und Anwohner für Jobs ausbilden. „Wir arbeiten hart daran zu zeigen, was für ein Nachbar wir sein werden“, erklärt ein Sprecher. Die endgültige Entscheidung über Amazons Plan und die Subventionen fällt erst 2020 – dann muss das Parlament des Bundesstaates New York den gesamten Deal absegnen.

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Geschrieben von Markus Gärtner




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