Amazons neue Lieferdrohne soll schon bald kleine Bestellungen zum Kunden bringen – und dem Unternehmen noch mehr Auftrieb im Kampf um Umsatz, Image und Technologie-Führerschaft.

Amazon-Drohne
JORDAN STEAD / Amazon

Vor allem die beschwingt-dynamische Klaviermusik von Franz Liszt im Vorstellungsvideo zeigt an, was die neue Lieferdrohne bedeuten könnte: Hier kommt Einiges in Bewegung. Das unterstreicht auch der dezente Hinweis im Video, dass das Ganze keine am Computer gebastelte Simulation ist, sondern echtes Material. Seit über fünf Jahren hat Amazon an dem Projekt gefeilt, jetzt wurde das neue autonome Fluggerät unter dem Namen „Prime Air“ der Öffentlichkeit präsentiert. Die Drohne kann bis zu 2,3 Kilogramm schwere Pakete tragen und bis zu 25 Kilometer weit fliegen, für den Beginn kommen daher eher Haushaltswaren wie Zahnpasta etc. in Betracht. Die Drohne soll innerhalb von 30 Minuten Bestellungen zum Kunden bringen können. 

Amazon-Drohne setzt mit KI auf Sicherheit

Die Lieferung per Drohne ist Teil von Amazons Logistik-Offensive, die zumindest Prime-Kunden innerhalb von 24 Stunden weltweit ihre Bestellungen zukommen lassen will. Und noch schneller geht ja bei steigenden Kundenbedürfnissen sowieso immer, betont auch der zuständige Amazon-Manager Jeff Wilke im Amazon-Blog. Dabei stehe vor allem die Sicherheit im Fokus – kein Wunder, ist doch die Vorstellung vieler kleiner autonomer Flugobjekte, die in ferner Zukunft vielleicht über Städten kreisen, für viele Menschen das größte Problem beim Thema Drohne. Die Amazon-Drohne steckt daher voll künstlicher Intelligenz und soll nicht nur fliegende und am Boden befindliche Objekte erkennen können, sondern sogar Wäscheleinen, Kabel etc. Das zeigt: Amazon will am liebsten direkt vor die Haustür, in jedem Fall aber so nah wie möglich an den Kunden ran. Und das hat es im übergreifenden Sinn mit den meisten seiner Produkte und Services bisher immer geschafft. Nicht umsonst ist „customer obsession“, also Kunden-Besessenheit, eines der vier immer wieder zitierten Unternehmensprinzipien.  

Das noch nicht klar ist, wie genau die Bestellungen von der Drohne an den Menschen übergeben werden und wo exakt die kleinen Hoffnungsträger landen sollen: Egal. Amazon hat – wie bei vielen anderen Projekten auch – hier schon eine Palette an Patenten in petto, zum Beispiel den Drohnenturm. Auch die rechtlichen Bedingungen sind teils noch gar nicht gegeben: So wird in der EU gerade erst an einer gemeinsamen Richtlinie zur kommerziellen Drohnennutzung gefeilt. Aber Amazon war schon häufiger seinem Umfeld voraus und hat bei den meisten seiner Projekten einen langen Atem bewiesen. Mit der neuen Drohne hat der Konzern nun eine weitere Duftmarke gesetzt.

Wann liefert Amazon auf den Mars?

Da stört es auch wenig, dass manche YouTube-Nutzer unter dem Video kritisch nachfragen, etwa wo denn das Paket bzw. die Übergabe sei – denn das ist in dem Video ja noch nicht zu sehen. Auch auf die mögliche „absurde Lautstärke“ der Drohne wird hingewiesen. Manch anderer erkennt Jeff Bezos Höhenflug im doppelten Sinne jedoch an und sieht schon den nächsten Meilenstein: 

Die Lieferung auf den Mars ist aber selbst für Amazon noch zu viel – zumindest zu Jeff Bezos Lebzeiten. Wo genau die neue Drohne zuerst eingesetzt wird, ist unklar. In Großbritannien testete man 2016 eine Drohnenlieferung: 13 Minuten nach der Order hatte der Kunde damals sein Päckchen erhalten. Auch diese Zahl wird für Amazon vielleicht nur ein weiterer Ansporn sein.

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Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#1 gunnar 2019-06-12 19:11
kann man amazon eigentlich verweigern, über das eigene grundstück zu fliegen.??
bei den firmen weiß man ja leider nie, ob nicht doch bilder gemacht werden oder nicht.!
und ich habe keine lust hinterher in einer hauptflugroute von drohnen zu leben.



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