Bisher wurden die Drohnen-Pläne von Amazon eher belächelt. Dass sich die Lieferung per Drohne irgendwann im großen Stil durchsetzt, scheint noch unwirklich. Nun kommt Amazon mit einer weiteren Anwendung der Drohnen daher – und die hat es in sich.

Drohnen über einer Stadt
© Volodymyr Goinyk – Shutterstock.com

Amazons Liefer-Drohnen haben einen Nebeneffekt, den viele bisher noch nicht bedacht haben: Sie generieren eine Menge an Daten bei ihren Flügen. Luftbilder, Karteninformationen, Flugmuster und andere Daten fallen laut Business Insider bei autonomen Fahrzeugen an und Drohnen bilden hier keine Ausnahme. Und – so berichtet das Magazin weiter – Amazon habe sich schon längst Gedanken darüber gemacht, wie man diese Daten zu seinem eigenen Vorteil nutzen könne.

Vergangenen Dienstag habe das Unternehmen ein Patent angemeldet, in dem dargelegt wird, wie „die gewonnen Daten von einem Computersystem empfangen und die Eckdaten eines Zielgebiets für die Lieferung durch Analyse der Daten identifiziert“ werden könnten. Und es soll nicht bei der Analyse bleiben: „Eine Empfehlung könnte aufgrund zumindest eines Teils der identifizierten Daten ausgegeben werden“, heißt es im Patent weiter. Laut Business Insider bedeutet das einfach ausgedrückt: Die Drohnen von Amazon könnten die Häuser der Kunden bei der Lieferung analysieren und dann Produkte oder Dienstleistungen auf Grundlage dieser Daten ausgeben.

Amazon selbst gibt im Patent ein paar Beispiele, wie das aussehen könnte: Registrieren die Rechner, die die Drohnen-Daten analysieren, dass das Dach des Hauses Schäden ausweist, könnten sie eine Empfehlung für einen Dachdecker bei dem Kunden ausgeben. Oder die Bäume auf dem Grundstück sehen nicht mehr allzu frisch aus – dann könnte dem Kunden ein Baumpfleger oder ein Produkt wie Dünger empfohlen werden. Diese Empfehlungen, bei denen es sich schlicht um nichts anderes als Werbung handelt, können per E-Mail, SMS oder Benachrichtigung im Amazon-Konto ausgespielt werden.

George Orwell würde glühen

Jetzt muss man nicht einmal George Orwell sein, um Bedenken an dieser Idee anzumelden. Was Amazon zweifellos als guten Service für den Kunden betrachtet (wer schaut schon regelmäßig auf sein Hausdach?), ist datenschutzrechtlich mehr als fragwürdig. Amazon verfolgt schließlich keinen selbstlosen Zweck mit diesem Vorgehen, das Unternehmen will nicht für eine Erhaltung der Baustruktur oder des Baumbestandes im Land eintreten. Es will Produkte und Dienstleistungen vermitteln. Immerhin: Das Patent drückt zumindest aus, dass die Analyse von Haus und Hof durch die Drohnen per Opt-In erlaubt werden, der Kunde soll nicht ohne sein Wissen oder gar seine Zustimmung beobachtet werden.

Viele Menschen dürfte trotzdem unwohl bei dem Gedanken werden, dass die umherfliegenden Drohnen Daten und Bilder von ihrer Umgebung sammeln, die dann von einem Konzern ausgewertet und eventuell zu Werbezwecken verwendet werden könnten. Vor allem angesichts der Überwachungsskandale der jüngsten Zeit bekommt ein solches Patent einen bitteren Beigeschmack.

 

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers