In den letzten Wochen häufen sich die Berichte darüber, dass sich Boten des Lieferdienstes Amazon Flex eigenmächtig Zutritt in die Wohnungen der Empfänger verschaffen. Während Amazon um Aufklärung bemüht ist, herrscht bei den betroffenen Personen Unverständnis.

Mann betritt Haus
© Nick Beer / shutterstock.com

Als Amazon sein smartes Türschloss Amazon Key vor einigen Monaten vorstellte, waren die Reaktionen darauf größtenteils negativ: Wer will schon fremde Personen in seine eigenen vier Wände lassen? Doch nicht dieser Dienst bereitet dem Online-Riesen dahingehend aktuell Ärger, sondern der Lieferservice Amazon Flex. Bei diesem bringen Privatpersonen in ihren eigenen Autos die Pakete zu den Empfängern. Einige von den Boten sollen sich jetzt unrechtmäßig Zugang in die Häuser der Kunden verschafft haben.

Bote verwechselt Eigenheim mit Mehrfamilienhaus

So geschehen jetzt in Sarasota, im US-Bundesstaat Florida. Hier sollen nicht nur ein, sondern gleich zwei private Boten von Amazon Flex unaufgefordert das Haus von Michael Lentini betreten haben. Wie Mashable berichtet, war er in beiden Fällen ebenfalls anwesend und sah sich plötzlich mit einer fremden Person in seinen eigenen vier Wänden konfrontiert. Lentini informierte umgehend Amazon über den Vorfall, die dem Hausbesitzer versicherten, es werde nie wieder passieren. Der Online-Riese sieht das Vorkommnis als Missverständnis an und erklärt, der Paketbote habe aufgrund der Größe des Hauses angenommen, es würde sich um ein Mehrfamilienhaus handeln. Lentini akzeptiert diese Erklärung allerdings nicht, da auch von außen ersichtlich sein soll, dass nur eine Partei das Gebäude bewohnt. Zusätzlich soll er nicht der einzige Betroffene sein. In der Nachbarschaft seien mehrere dieser Vorfälle gemeldet wurden.

Überraschung auf dem Sofa

Ein ähnlicher Fall soll sich bereits im Sommer letzten Jahres in Schottland zugetragen haben. Wie der Mirror schreibt, fand Carolanne Lindsay aus St. Athan ihre Amazonbestellung auf ihrem Sofa, obwohl beide Haustüren verschlossen waren. Die 39-Jährige vermutet, dass der Amazon Flex-Bote über die Terrassentür in das Haus gekommen ist, die ihr Sohn aufgelassen haben soll, als er den Familienhund rausgelassen hat. Zwar wurde der Fahrer daraufhin vom Dienst als privater Paketzusteller suspendiert, die unzureichende Aufklärung vonseiten Amazons hat Carolanne Lindsay allerdings nicht nur verängstigt, sondern auch misstrauisch gegenüber dem US-Konzern zurückgelassen.

Amazon soll seine Pakteboten nicht ausreichend schulen

Eine Erklärung, warum die privaten Zusteller unaufgefordert Wohnungen und Häuser betreten, wollte Amazon nicht geben. Wie Mashable vermutet, könnte es allerdings an den unzureichenden Trainings für Amazon Flex-Boten liegen. Zwar gibt das Unternehmen kein Statement zu den Lehrmethoden der Zusteller ab, allerdings soll in einem Video erklärt werden, die Pakete „an einem Ort abzulegen, der vom Wetter geschützt und nicht von der Straße einsehbar ist.“ Dass es den Zustellern explizit verboten ist, eigenmächtig die Wohnung des Empfängers zu betreten, soll hingegen nicht vermittelt werden. Lentini hat bereits seine Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen: Er wird künftig auf die Dienste von Amazon Flex verzichten und andere Paketunternehmen in Anspruch nehmen.

Mit Blick auf die Gerüchte um einen eigenen Lieferdienst auch für externe Pakete, sollte Amazon hinsichtlich der Privatsphäre der Kunden Besserung versprechen.

 

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Geschrieben von Corinna Flemming

Kommentare

#1 P.U.Baer 2018-02-13 14:37
Auch wenn der Amazon Lieferdienst keine Wohnungen betritt, erreicht er in keinster Weise die Mindeststandard s anderer Briefdienste: Wenn das Paket bei einem Nachbarn oder an einem anderen Ort abgegeben wurde, erhält man keinen Zettel sondern nur die Online Nachricht: "Ihr Paket wurde an einem sicheren Ort abgegeben bzw. abgelegt."
Das ist total prima, wenn man sein Paket in einem Wohnblock mit zig Parteien oder in einem großen Gewerbegebiet empfangen will. Dann kann man nicht gezielt zum Annehmenden gehen, sondern man kann nur einen Hilferuf bei der Amazon-Hotline absetzen. Ärgerlich, wenn das Paket z.B. ganz dringend benötigt wird.
Für mich ist der Amazon-Lieferdi enst eine einzige Katastrophe.



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