Die "Zutaten" für eine Bombe im Netz bestellen und dabei noch Produktempfehlungen von der Internetplattform erhalten, damit es richtig knallt? Klingt makaber, scheint aber Realität zu sein.

Ein @-Zeichen ist mit einem Sprengsatz verbunden
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Bombenbausatz im Internet leicht zu beschaffen

Angesichts der aktuell laufenden Gerichtsverhandlung des 20-jährigen Yamen A., der im Oktober 2017 wegen Terrorverdachts in Haft genommen wurde, sind die Sicherheitsbehörden laut Medienberichten höchst besorgt: Diese Sorgen betreffen unter anderem den Online-Handel mit Materialien, die den Bau einer Bombe ermöglichen. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, einen islamistisch motivierten Anschlag mit hochexplosivem Sprengstoff geplant zu haben.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, zeigt sich die Bundesanwaltschaft alarmiert darüber, wie leicht durch den „Internetversand als Beschaffungsweg” ein Sprengsatz konstruiert werden kann. Dafür hätten deutsche Ermittler das Vorgehen der Terroristen nachgezeichnet. Auch wenn der Name des Online-Versandhändlers nicht direkt genannt wurde, wäre laut SZ Amazon schon in zahlreichen Ermittlungen vorgekommen. Demnach würden Islamisten die Explosivstoffe immer wieder direkt über die Online-Plattform bestellen.

Besorgniserregende Funktion: „Andere Kunden kaufen auch…”

Schon 2017  hatten wir drüber berichtet, dass Amazon vorgeworfen werde, den Kunden anhand ihrer Warenkörbe Empfehlungen für Chemikalien oder Utensilien zu unterbreiten, welche sich für den Bau eines explosiven Gegenstandes eignen. Die entsprechende Vorschlagsfunktion nennt sich „Andere Kunden kaufen auch…”. Damals reagierte der Online-Händler und wollte die Website und angezeigten Kaufempfehlungen einer Prüfung unterziehen lassen.

Nach Informationen von SZ, WDR und NDR war diese Vorschlagsfunktion nach der Verhaftung von Yamen A. bei Produkten wie etwa Sprengstoff-Grundstoffen für einige Zeit abgeschaltet gewesen, wäre jedoch von Amazon letztendlich nicht konsequent genug gesperrt worden. Denn Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes seien erneut auf einen aktiven Hinweis für „passende” Produkte, wie Chemikalien, gestoßen.

Monitoring-System: Verdächtige Käufe werden an Landeskriminalämter gemeldet

Baumärkte und Drogerien haben sich schon 2014 dazu bereiterklärt, verdächtige Käufe freiwillig an die Landeskriminalämter zu melden. Laut SZ hat Amazon das sogenannte Monitoring-System erst 2017 eingeführt. Ein Amazon-Sprecher meinte, dass das Unternehmen „wie bisher mit den Behörden und der Polizei zusammenarbeitet, um sie bei ihren Ermittlungen zu unterstützen".

 

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Geschrieben von Anna Chumachenko