Wie werden Pakete künftig zu den Kunden kommen? Mit der Drohne? Im Zustell-Roboter? Oder vielleicht doch im Taxi? – Letztere Möglichkeit hat nun der Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber selbst in die Runde geworfen.

Taxi mit einer Stadt im Hintergrund
Jaromir Chalabala / Shutterstock.com

Die vielen Pakete sind ein Problem. Das dürfte mittlerweile allen klar sein, die auch nur ansatzweise im Online-Handel beheimatet sind. Nicht umsonst tüfteln Unternehmen seit Jahren an neuen Prozessen und Strategien, um die Berge an Online-Bestellungen, die jeden Tag transportiert werden wollen, irgendwie bewältigen zu können.

Die Aspekte, die dabei immer auch eine Rolle spielen, sind neben den Kapazitäten, dem Einsatz neuer Technologien und digitaler Innovationen natürlich immer auch die Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit. Und praxistauglich ist in den Augen von Amazon offenbar auch die Paketzustellung per Taxi.

In einem Interview mit RP Online sagte Amazons Deutschland-Chef Ralf Kleber jüngst: „Mit Sicherheit kann es noch mehr Konsolidierung bei der Zustellung von Paketen geben. Theoretisch könnte etwa auch ein Taxi-Fahrer unsere Pakete ausliefern.“

An der Realität vorbei …

Der Gedanke von Kleber lässt anklingen, wie akut das Problem grundsätzlich ist und welche Verzweiflung mittlerweile im Bereich Logistik herrscht. Denn in der Realität dürfte eine solche Taxi-Zustellung kaum realisierbar sein. Auf Anhieb könnten hier eine Vielzahl von Aspekten genannt werden, die potenzielle Fallstricke für das Vorhaben bedeuten:

Welche Taxifahrer wären qualifiziert? Gäbe es ein Auswahlverfahren anhand bestimmter Kriterien? Wie würden die Taxifahrer in die logistischen Prozesse der Verteilzentren eingebunden? Schon die Flut der Transporter in den Einzugsbereichen der Logistikzentren bereitet Anwohnern immer wieder Probleme. Wenn dann auch noch zahlreiche kleinere Fahrzeuge hinzu kämen, die ebenfalls abgefertigt und mit Paketen bestückt werden müssten, würde vollends Chaos ausbrechen. Auch die Zahl der transportierten Pakete wäre vergleichsweise gering, da die Taxifahrer immer genügend Stauraum bräuchten, um das Gepäck potenzieller Gäste unterzukriegen.

Mal ganz abgesehen von der nicht planbaren Zustellung, da Fahrgäste für Taxifahrer verständlicherweise Vorrang hätten und die Masse an potenziellen Fahrgästen nicht planbar ist. Nicht zuletzt stellen sich Fragen zur Haftung – was passiert beispielsweise, wenn eine Sendung beschädigt wird? Oder wenn ein Paket nicht zugestellt werden kann? …

Fragen über Fragen …

Lösungen müssen her. So oder so.

Doch natürlich ging es Kleber nicht darum, einen solchen Taxi-Lieferdienst tatsächlich in Aussicht zu stellen. Vielmehr dürfte es dem Amazon-Chef grundsätzlich darum gegangen sein, aufzuzeigen, dass es eine Vielzahl neuer Möglichkeiten und bisher ungenutzter Chancen gibt, Pakete zuzustellen. Anpacken muss Amazon an dieser Stelle so oder so. Denn die Paketberge wachsen unaufhörlich weiter. Und eine zufriedenstellende Lösung, die für Händler UND Logistiker UND Kunden zufriedenstellend ist, scheint noch nicht gefunden.

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Geschrieben von Tina Plewinski




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