Amazon hat nicht bei jedem Produkt besonders günstige Preise. Eine Untersuchung hat jetzt ergeben, bei welchen Produkten Amazon Konkurrenten unterbietet und bei welchen auf höhere Preise setzt.

Wie Amazon seine Preise berechnet.
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Wer glaubt Amazon habe in seinem Online-Shop immer die günstigsten Preise, der täuscht sich. Denn Amazon verfolgt offenbar eine ganz klare Preispolitik, wie das StartUp Boomerang Commerce herausgefunden hat. Hinter dem StartUp aus Indien steht Guru Hariharan, der selbst lange für Amazon gearbeitet hat.

Nur bei sehr beliebten Produkten mit großen Rabatten

Amazon hat den Ruf günstige Preise zu haben. Doch ganz so einfach ist es nicht. Offenbar hat das Unternehmen eine ausgeklügelte Strategie, wenn es um günstige Preise geht. Boomerang Commerce, das selbst eine Software für Preisvergleiche entwickelt hat, hat beobachtet, dass Amazon nur bei bestimmten Produkten die niedrigsten Preise anpeilt. Zu diesem Schluss kommt das Unternehmen, nachdem es die Preise von Amazon mit denen der Konkurrenz verglichen hat.

Demnach analysiert Amazon regelmäßig, welche Produkte auf den eigenen Marktplätzen von den Kunden aktuell am meisten gesucht oder nachgefragt werden. Und für diese Produkte setzt Amazon günstigere Preise an, als sie die Konkurrenz im gleichen Moment anbietet.

Boomerang Commerce hat zum Beispiel über sechs Monate die Preisentwicklung von einem Samsung TV und dazugehörigen HD-Kabeln analysiert. Im Falle des Fernsehers habe Amazon über Monate hinweg den Preis des Fernsehers – der eigentlich bei 350 US-Dollar lag – leicht reduziert, um den Preis dann während des Black Fridays um ganze 33 Prozent auf 250 US-Dollar zu senken. Der untersuchte Samsung TV gehört zu den beliebtesten Produkten von Amazon-Kunden. Im Falle der HD-Kabel allerdings habe Amazon den Preis nicht gesenkt, sondern sogar um 33 Prozent erhöht, so Boomerang Commerce.

Amazon suggeriert Kunden günstige Preise

Als Erklärung dafür vermutet Boomerang Commerce, dass Amazon versuche, gerade mit den weniger beliebten Produkten mehr Profit zu machen. Bei dem HD-Kabel handelte es sich um ein sehr spezifisches Kabel, dass Kunden nur kauften, wenn sie explizit danach suchen. Es ist nicht so sehr im Fokus der Kunden, weil es auch nicht zu den beliebtesten Produkten gehört. Der Clou der genannten Preispolitik ist, dass Amazon so seinen Kunden suggeriert, besonders günstige Preise zu haben.

Tatsächlich aber senkt Amazon demzufolge nur die Preise der beliebtesten und deswegen bei den Kunden sehr präsenten Produkte drastisch, um den Eindruck zu erwecken, besonders günstig zu sein. Im Hintergrund allerdings erhöht Amazon die Preise weniger beliebter Produkte systematisch.

Ein anderes Beispiel von Boomerang Commerce: Bei einem beliebten Router senkte Amazon den Preis im Online-Shop um 20 Prozent unter den Preis des Konkurrenten Walmart. Gleichzeitig wurde bei einem weniger beliebten Router der Preis von Amazon um 30 Prozent über dem Preis von Walmart angehoben.