Um Streiks in polnischen Verteilzentren aus dem Weg zu gehen, will Amazon mit den Mitarbeitern in den Dialog treten.

Amazon-Logistik-Zentrum in Stettin/Polen
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Immer wieder rufen Gewerkschaften zu Streiks in Amazon-Verteilzentren auf, so etwa Anfang des Jahres in Spanien, aber auch jüngst rund um Ostern und Anfang Mai in Deutschland auf Betreiben der Gewerkschaft Verdi. Nun droht auch eine Arbeitsniederlegung durch Amazon-Mitarbeiter in Polen. Insgesamt sind hier rund 1.000 Amazon-Mitarbeiter in Gewerkschaften organisiert, meldet Reuters.

Polnische Gewerkschaften fordern deutliche Gehaltserhöhung

Deren Aufrufe zum Streik resultieren, ähnlich wie hierzulande, demnach vor allem aus einer als zu gering erachteten Bezahlung der Mitarbeiter. So betrage deren aktuelles Gehalt derzeit zwischen 17,5 bis 19,5 Złoty pro Stunde, das sind umgerechnet ca. 4,07 bis 4,53 Euro. Das ist den polnischen Gewerkschaften zu wenig: „Wir fordern eine Erhöhung des Grundstundensatzes auf mindestens 25 Złoty netto in allen Warenlagern des Unternehmens“, zitiert Golem.de die anarchosyndikalistische Arbeitsinitiative zum Thema.

Da polnische Lager vor allem deutsche Amazon-Kunden beliefern, wäre das Gehalt vergleichsweise gering: „In Polen verdienen wir bei gleicher Arbeit unter schlechteren Bedingungen dreimal weniger und erhalten keine Belegschaftsaktien“, heißt es seitens der Gewerkschaft weiter.  

Dialog effektivster Weg als Reaktion auf Mitarbeiter-Bedürfnisse

Amazon möchte darauf offenbar mit Gesprächen vor Ort reagieren: „Wir führen unser Geschäft wie gewohnt weiter und konzentrieren uns auf den direkten Dialog mit unseren Mitarbeitern, was der effektivste Weg ist, um schnell auf ihre Bedürfnisse zu reagieren“, erklärte der Konzern schriftlich gegenüber Reuters und wies zudem darauf hin, dass sie in Polen mehr als 14.000 Arbeitsplätze geschaffen hätten, die attraktiv vergütet würden. Zudem hätten die Mitarbeiter dort branchenführende Vorteile und Weiterbildungsmöglichkeiten in einem modernen, komfortablen und sicheren Arbeitsumfeld.

Bislang habe Amazon die Forderungen der polnischen Gewerkschaften nicht erfüllt, heißt es von einer Gewerkschaftssprecherin bei Reuters. Und in Deutschland sei man, so Golem.de, bisher nicht in den Dialog mit Verdi getreten. Die Dialogbereitschaft könnte daher ein erster Schritt sein, dass Amazon – ganz im Sinne des Briefes von Jeff Bezos an die Aktionäre – künftig auch in mehr in seine Mitarbeiter investieren wolle.

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Geschrieben von Hanna Behn