Amazon versendet den neuen Roman der Bestseller-Autorin Margaret Atwood vor der Sperrfrist – die Buchbranche in den USA ist empört.

Margaret Atwood
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Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood wurde unter anderem weltbekannt durch ihren Roman „Der Report der Magd“, der 1990 von Volker Schlöndorff verfilmt wurde und 2017 auch als TV-Serie erschien. Jetzt soll bald die Fortsetzung „Die Zeuginnen“ erscheinen, auf die Zigtausende Fans schon hinfiebern. Doch Amazon ließ die Bombe um den gut gehüteten Inhalt schon platzen – versehentlich, wie der Tagesspiegel berichtet.

Verschwiegenheitserklärungen für Buchhändler 

Das Online-Unternehmen hat eigentlich langjährige Erfahrung auch als Buchhändler – immerhin ist Amazon so gestartet. Doch jetzt lief beim Vertrieb des neuen Atwood-Romans in den USA wohl etwas schief. Eigentlich sollte das Buch erst am kommenden Dienstag, dem 10. September, offiziell verkauft werden. Die Autorin selbst soll zum Start um Mitternacht in einer Londoner Buchhandlung lesen. Viele Buchhändler haben die Exemplare noch gar nicht vorliegen und mussten außerdem strengste Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben.

So gelangte der Roman-Inhalt an die Öffentlichkeit

Doch der Inhalt des Romans ist jetzt schon raus – dank Amazon und einiger seiner Kunden. Vermutlich wegen einer technischen Panne hat der Online-Händler Hunderte bestellte Exemplare aus Versehen bereits verschickt, die wohl überraschten Empfänger machten Fotos und gaben schon Auszüge aus dem eigentlich noch unveröffentlichten Buch via Twitter preis.

Der US-amerikanische Buchhandelsverband American Booksellers Association (ABA) ist dementsprechend geknickt und spricht von einer „tiefen Enttäuschung“ über Amazons „eklatante Verletzung“ von Vereinbarungen. Der Verband fordert – nicht nur wegen dem aktuellen Fauxpas – sogar ein Eingreifen der Politik gegen Amazon: „Die jüngste Aktion unterstreicht nur noch einmal, wie wichtig es ist, dass die zuständigen Bundesbehörden die destruktiven Geschäftspraktiken von Amazon gründlich untersuchen.“

In „Report der Magd“, dem Vorgänger des bald erscheinenden Buches  „Die Zeuginnen“, geht es um eine dystopische Gesellschaft in den USA, in der viele Menschen wegen einer Verseuchung keine Kinder mehr bekommen können. Die Hauptfigur Desfred ist eine Magd – und eine der wenigen fruchtbaren Frauen.

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Geschrieben von Markus Gärtner