Amazon steht mal wieder in der Kritik der Buch-Branche: Die Geschenke-Aktion zum Weltkindertag sei nur Werbung.

Kind mit Gesicht im Buch
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Der Kampf zwischen Amazon und dem Buchhandel hat eine lange Geschichte: Es war einmal ein aufstrebendes Online-Unternehmen, das anfing, im Internet Bücher zu verkaufen, immer mehr und mehr, so dass vor allem stationäre Buchhändler um ihr Dasein fürchten. Jetzt hat Amazon mit seiner jüngsten Marketing-Aktion die Branche in Deutschland gespalten, wie der NDR und der stern berichten.

Amazons eigentlicher Plan: Zum Weltkindertag am Freitag, den 20. September, ein selbst erstelltes Märchenbuch verschenken, um so mehr Kinder zum Lesen zu bewegen. Die Bücher werden sowohl über Amazon als E-Books oder Print-Ausgaben vergeben und unter anderem bei kooperierenden Buchhandlungen wie Hugendubel, Mayersche und Thalia im stationären Handel ausgelegt. Auch die Stiftung Lesen – in deren Stifterrat Amazon seit kurzem ist – unterstützt das Projekt. 

Autoren und Verbände kritisieren „Marketing-Aktion“

Doch Amazons Aktion trifft auf harten Widerstand von verschiedenen Seiten: Das Ganze sei reines Marketing. „Das Problem bei Amazon ist ja nicht nur, dass Werbung für die eigenen Produkte gemacht werden soll, sondern auch, dass die Daten abgegriffen werden sollen“, meint etwa die Kinderbuchautorin Kirsten Boie. Denn um die Bücher online zu erhalten, müssen sich die Nutzer registrieren. Auch Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, hält die Buchschenkung für eine „verkappte Marketingaktion“.

Darüber hinaus kritisiert er auch die wohl unglückliche Rolle der Stiftung Lesen. „Der Börsenverein des deutschen Buchhandels war so wie die gesamte Branche in dieses Projekt überhaupt nicht eingebunden, obwohl wir Mitglied der Stiftung Lesen sind.“ Amazon wolle „die Verlage und natürlich auch die Buchhandlungen vom Markt verschwinden sehen“. Die ersten Reaktionen gab es schon: Die Verlagsgruppe Beltz ist aus der Stiftung Lesen ausgetreten. Auch viele kleinere Buchhändler übten Kritik an der Amazon-Aktion.

Das sagt Amazon zu den Vorwürfen

Amazon hingegen beschwichtigt den Streit, wie Pedro Huerta, der Deutschland-Chef des Amazon-Buchgeschäfts, in einem stern-Interview ausführt. „Wir können bei dem Projekt auf viel Unterstützung zählen. Wir haben die Buchhandelsketten Thalia, Mayersche und Hugendubel sowie hunderte unabhängige Buchhändler für die Aktion gewonnen. 20 Prozent aller Buchhändler in Deutschland stellen das Buch Familien kostenlos zur Verfügung.“ Das Buch an sich sei von Anfang an Teil von Amazon gewesen, es liege in Amazons DNA, das Lesen zu fördern. „Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Buch in jedem Format für unsere Leser verfügbar ist. Deshalb engagieren wir uns bei der Stiftung Lesen und machen jetzt dieses Projekt.“

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Geschrieben von Markus Gärtner