Buchautor Mike Monteiro will mit einem einfachen Trick auf seinem Buch Amazon-Mitarbeiter zum Kampf für ihre Rechte motivieren.

Buchcover Ruined by Design
Screenshot © Amazon.com

Amazons Probleme mit den Arbeitsbedingungen und der Kampf mit den Gewerkschaften sind hinlänglich bekannt – das Weihnachtsgeschäft läuft an, in naher Zukunft wird es in Deutschland und anderen Ländern wieder zu Streiks kommen. Ein US-Autor hatte jetzt einen besonderen Einfall, um die Amazon-Mitarbeiter wachzurütteln, für ihre Rechte einzustehen – dafür nutzt er das Cover seines Buches, wie The Verge berichtet.

Monteiro startet Aufruf auf seinem Buch-Cover

Mike Monteiro hat das Design-Studio Mule Design in San Francisco mitgegründet und widmet sich in seinem neusten Buch „Ruined by Design“ vor allem der Gestaltung von virtuellen Dingen und den negativen Folgen für die Gesellschaft und wirft dabei auch einen kritischen Blick auf die großen Tech-Konzerne wie Facebook, Twitter und Co. Das Buch ist im März 2019 über Amazons Self-Publishing-Plattform erschienen und via Amazon.com erhältlich. Dabei werden die Bücher je nach Nachfrage jeweils neu gedruckt. Der Autor will sein Buch für einen Aufruf nutzen und änderte das Cover: Auf dem eigentlichen Titelbild – ein eh schon provokanter Bombenexplosions-Pilz – prangt jetzt noch ein schwarzes Schild mit der Aufschrift: 

Buch Ruined by Design
Screenshot © Amazon

Das ist die Botschaft an die Amazon-Mitarbeiter

„Aufgepasst, Amazon-Mitarbeiter, ihr habt das Recht auf ordentliche Arbeitsbedingungen, gemeinsam zu verhandeln und eine Gewerkschaft zu gründen.“ Darunter der Link zur AFL-CIO (American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations), dem mitgliederstärksten Gewerkschafts-Dachverband der USA und Kanadas. Monteiros Hoffnung: Jedes Mal, wenn das Buch bestellt wird, sieht ein Picker im Amazon-Lager das Cover und macht sich für seine Rechte stark, sagt er in einem Tweet. 

Wie geht Amazon gegen den Cover-Trick vor?

Das Kuriose daran: Das Cover verstößt nicht gegen Amazons Richtlinien, wie das Unternehmen selbst auf Nachfrage bekannt gab. Daher ist das Buch weiterhin über Amazon erhältlich. Ob Monteiros Idee und der Lockruf zum Gewerkschaftskampf mehr wird als ein Marketing-Gag, muss sich zeigen. Denn die Bedingungen, die Kritiker in den Amazon-Lagern anprangern, dürften auch dazu führen, dass der Buchcover-Trick nicht durchschlägt – schließlich haben die Picker schlicht und einfach keine Zeit, die bestellten Artikel tiefergehender unter die Lupe zu nehmen. Und das Buch muss ja erst auch wieder neue Interessierte finden...

Amazon ruft selbst zur Erhöhung des Mindestlohns in den USA auf

Bei aller Kritik an den Arbeitsbedingungen verweist Amazon jeweils darauf, gute Löhne zu zahlen. Unabhängig davon hat Amazon außerdem gerade erst eine Art Werte-Kodex veröffentlicht, der die Position des Online-Riesen zu gesellschaftlichen Themen wie Klimawandel, Diskriminierung etc. vorgibt. Zum Thema Löhne heißt es dort unter anderem: „Der Mindestlohn in den USA ist zu niedrig und sollte angehoben werden. (...) Wir zahlen einen Mindestlohn von 15 US-Dollar pro Stunde an alle Vollzeit-, Teilzeit-, Zeitarbeits- und Saisonarbeitskräfte in den USA. Dies kommt zu den branchenführenden, umfassenden Leistungen für die Mitarbeiter hinzu.(...) Wir nutzen unsere Position als einer der größten Arbeitgeber der Nation, um andere Unternehmen zu ermutigen, ihre Löhne zu erhöhen, und um Mitglieder des Kongresses und der staatlichen Gesetzgebung zu beeinflussen, um den Mindestlohn zu erhöhen.“

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Geschrieben von Markus Gärtner