Der Lieferstress bei Amazon soll rund 60 Unfälle mit zehn Toten in den USA verursacht haben.

Hand auf Straße
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Schnelle Lieferungen werden im Online-Handel immer mehr zur Standard-Anforderung. Auch Amazon will damit vor allem bei seinen Prime-Kunden punkten – nicht umsonst hat der Online-Riese in den vergangenen Jahren sein eigenes Logistik-Netzwerk am Boden, im Wasser und in der Luft massiv ausgebaut. Doch der zeitliche Druck habe in den USA zu einer Menge Unfällen und sogar Toten geführt, beschreibt das Recherche Portal ProPublica in einer umfangreichen Analyse, über die die Luzerner Zeitung berichtet.

Auch Amazon-Mitarbeiter sind unter den Opfern

ProPublica hat dafür aktuelle und ehemalige Mitarbeiter befragt und interne Dokumente ausgewertet. Dem Bericht zufolge seien Amazon-Lieferanten seit 2015 in mindestens 60 Unfälle verwickelt gewesen, dabei habe es mindestens zehn Tote gegeben. Unter den Opfern ist auch eine hochrangige ehemalige Mitarbeiterin: Joy Covey war Amazons erste Finanzchefin. Sie starb 2013 in einem Vorort von San Francisco bei einem Unfall mit einem Amazon-Lieferwagen. Die Dunkelziffer der Unfälle soll sogar noch höher sein, weil viele Unfallopfer gar nicht klagen oder Amazon gar nicht als Auftraggeber der Lieferung erkennen würden. 

Dabei hätte Amazon durchaus auch Maßnahmen in Planung gehabt, um die Sicherheit der Lieferungen und die Fähigkeiten der Fahrer zu verbessern – jedoch seien etwa Fahrsicherheitstrainings aus zeitlichen Gründen abgesagt worden, heißt es in internen Dokumenten.

Amazon bestreitet die Vorwürfe

Amazon bestreitet die Vorwürfe der US-Medien. „Nichts ist uns wichtiger als Sicherheit“, erklärt das Unternehmen. Laut eigenen Angaben habe Amazon im vergangenen Jahr in den USA mehr als eine Million Stunden Sicherheitstraining für seine Mitarbeiter und Lieferfirmen durchgeführt und für derartige Sicherheitsprojekte rund 55 Millionen US-Dollar investiert. Offizielle Zahlen zu Unfällen oder Toten in Zusammenhang mit Amazon-Lieferungen werden jedoch nicht preisgegeben. Die Vorfälle seien bei der hohen Anzahl der Lieferungen jedoch rein statistisch gesehen Ausnahmen, die aber bei dieser Größenordnung auftreten – und weiter auftreten werden. „Wir werden jedoch nicht zufrieden sein, bis wir eine Anzahl von null Vorfällen bei unseren Lieferungen erreichen“, heißt es in der Erklärung. 

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Geschrieben von Markus Gärtner