Das Bundeskartellamt will nach Beschwerden von Online-Händlern von Amazon wissen, wie das Unternehmen in der Coronakrise mit seinen Lieferungen umgeht.

Bundeskartellamt
nitpicker / shutterstock.com

Schon 2018 war das Bundeskartellamt wegen verschiedener Kritikpunkte gegen Amazon vorgegangen, jetzt steht der E-Commerce-Riese erneut im Fokus der Wettbewerbsbehörde. Nachdem sich viele Amazon-Händler über das Vorgehen des Unternehmens in der Coronakrise beschwert hatten, fordert das Kartellamt nun eine Stellungnahme, wie die „Welt“ berichtet.

Kartellamt fragt nach Details der Amazon-Logistik

„Wir beobachten das Verhalten des Unternehmens weiter sehr eng“, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt der „Welt“. Die Kritik der Marktplatz-Händler trifft dabei verschiedene Punkte, wie Kartellamtssprecher Kay Weidner auf Nachfrage erklärt. Konkret will das Bundeskartellamt von Amazon unter anderem wissen, welche Kriterien das Unternehmen bei seinen Lieferungen zugrunde legt, wie mit Lieferengpässen umgegangen wird und welche Lieferungen im Zweifel bevorzugt oder eben nachrangig behandelt werden.

Amazon hatte in der Coronakrise in verschiedenen Ländern die Logistik bestimmter besonders relevanter Waren wie medizinische und Hygiene-Artikel bevorzugt behandelt – dadurch konnten Händler, die normalerweise das Fulfillment Amazon überlassen, diesen Service zum Teil nicht nutzen und blieben zunächst auf weniger gefragten Waren sitzen. Das dürfte einer der Hauptgründe der Kritik sein. Kunden müssen zum Teil deutlich länger als sonst auf solche Bestellungen warten – was unter anderem etwa die Buchbranche erzürnt. Mittlerweile hat Amazon die Beschränkungen wieder etwas gelockert.

Amazon verkauft zu viel – und muss schon gegensteuern

Der durch die Coronakrise ausgelöste Bestellboom bringt den ansonsten fast übermächtig erscheinenden Konzern aber logistisch ohnehin an seine Grenzen – was sich in kuriosen Gegenmaßnahmen zeigt: Derzeit fährt Amazon viele Werbe- und Verkaufsmaßnahmen zurück, damit die Kunden weniger bestellen.

Dieser Aufschwung Amazons führt auch wieder zu der altbekannten Frage, wegen der das Bundeskartellamt schon einmal ermittelt hat: Ist Amazon zu mächtig? Handelsexperte Professor Gerrit Heinemann sieht das Wachstum kritisch: „Die Marktmacht von Amazon ist in der Krise auf ein besorgniserregendes Maß gestiegen. Sie wird auch danach weiter zunehmen“, erklärt er. Amazon sei bereits systemrelevant.

/
Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#1 Frank Pagenkemper 2020-04-21 14:28
Es macht wenig Sinn über die Marktmacht von amazon zu weinen. Die Politik hat es zugelassen und läßt es weiterhin zu anstatt mit konkreten Projekten gegenzusteuern. Da ist mir ein Trump viel klarer, wenn er sagt er möchte weniger Benz auf New Yorks Straßen sehen. Warum sagt denn kein Politiker, daß man Amazon einfach nicht in Europa haben möchte. Die Chinesen haben das für ihr Land hinbekommen.

Amazon ist nicht systemrelevant, ich habe selten so einen "Schmarrn" gelesen. Amazon ist systemschädigen d. Das trifft es wohl eher.



Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren