Datenschutz und Überwachung sind bei Amazon durchaus sensible Themen. Nicht recht ins Bild scheint da der jüngste personelle Zuwachs im Verwaltungsrat zu passen.

Konferenzraum Verwaltungsrat
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Seit Anfang September hat Amazon ein neues Mitglied im Board of Directors (BoD): Keith B. Alexander – der ehemalige Chef des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency), und aktuell Co-CEO seiner 2014 gegründeten Cybersecurity-Firma IronNet Cybersecurity – wurde in den Verwaltungsrat berufen. Das teilte Amazon der US-Börsenaufsicht (SEC) mit, wie u. a. TheVerge meldet

Auch Amazon hat die Information zu Alexander bereits auf seinen offiziellen Seiten hinzugefügt. Das BoD übernimmt eine Kontrollfunktion bei den Konzernaktivitäten, Amazon-Chef Jeff Bezos ist der Vorsitzende dieses Rates.

Umstrittene Persönlichkeit aus dem NSA-Überwachungsskandal

In der Tech-Szene gilt Keith Alexander als umstritten. So war er zwischen 2005 und 2014 Direktor der NSA und Chef des Zentralen Sicherheitsdienstes – also auch zu dem Zeitpunkt, als Edward Snowden, damals Mitarbeiter bei dem Nachrichtendienst, das großangelegte Datenerfassungsprogramm „PRISM“ leakte und so einen Überwachungsskandal aufdeckte. So hatte sich der Überwachungsapparat damals etwa auch in Systeme von Google, Microsoft, Yahoo und Facebook eingeklinkt. 

The Verge zufolge habe Alexander Snowden und seinen Enthüllungen sowie auch der Aufklärung damals kritisch gegenübergestanden. Er wollte etwa die journalistische Aufarbeitung wie den Zugang zu den geleakten Dokumenten unterbinden und dies eher Gerichten und politischen Entscheidungsträgern überlassen. 

Auf Twitter läutete Edward Snowden anlässlich dieser Meldung auch direkt selbst die Alarmglocken: „Es stellt sich heraus, dass ,Hey Alexa‘ die Abkürzung für ,Hey Keith Alexander‘ ist. Ja, der Keith Alexander, der persönlich für die illegalen Massenüberwachungsprogramme verantwortlich ist, die einen globalen Skandal verursacht haben“, so der Whistleblower und gibt zu bedenken: „Und Amazon Web Services (AWS) hosten etwa 6 Prozent aller Websites.“  

Will sich Amazon so künftig Militäraufträge sichern? 

Im Zuge dieser Neubesetzung wurden auch Spekulationen laut, was sich Amazon von Alexander erhoffen könnte. Möglicherweise handelt es sich um den Wunsch, mit dessen Hilfe künftig bei lukrativen Militäraufträgen besser abzuschneiden, wie Heise mit Bezug auf US-Medienberichte schreibt

Zuletzt musste Amazon beim Auftrag des US-Verteidungsministeriums zum JEDI-Projekt einen Rückschlag hinnehmen – der milliardenschwere Cloud-Auftrag liegt weiterhin bei Microsoft. 

Datenschutz ist in jedem Fall bei Amazon kein einfaches Thema. Amazons Sprachassistenten können mithören und so könnten etwa auch durch Hacker sensible Daten nach außen dringen. Vor dieser Problematik im Homeoffice hatte eine britische Kanzlei kürzlich ihre Mitarbeiter gewarnt. Im April 2019 musste sich Amazon zudem mit Vorfällen auseinandersetzen, in denen Amazon-Mitarbeiter private Gespräche mit Alexa analysierten, ohne dass Amazon dies vorab kommuniziert hatte. 

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Geschrieben von Hanna Behn