Die Rate der Amazon-Mitarbeiter, die sich in den US-Logistikzentren verletzen, steigt wegen des Drucks an Schnäppchentagen wie dem Prime Day und durch die leistungsstärkeren Roboter, so die Kritik des Centers for Investigative Reporting. 

Verletzter im Lager
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Eigentlich sollen Roboter in den Amazon-Logistikzentren die Mitarbeiter entlasten: Sie tragen zum Beispiel schwere Pakete. Doch ein Bericht des Centers for Investigative Reporting offenbart, dass es in automatisierten Logistik-Lagern in den USA mehr Verletzte gibt und die Rate weiter steigt. Auch Schnäppchen-Aktionen wie Prime Day und Cyber Week sollen Schuld sein an steigenden Verletzten-Zahlen in US-amerikanischen Amazon-Zentren. 

14.000 schwere Verletzungen in Amazons US-Lagerhäusern

Die gemeinnützige Organisation hat anhand interner Berichte und Informanten herausgefunden, dass von 2016 bis 2019 in mehr als 150 Amazon-Lagerhäusern die Zahl der Verletzten überdurchschnittlich gestiegen ist. Allein 2019 gab es in den Fulfillment-Zentren von Amazon 14.000 schwere Verletzungen. Die Gesamtrate von 7,7 schweren Verletzungen pro 100 Mitarbeiter war 2019 um ein Drittel höher als noch 2016 – und fast doppelt so hoch wie der Standardwert der Industrie.

In 26 der 175  Fulfillment Center in den USA arbeiten Roboter und Menschen zusammen. In diesen automatisierten Lagern ist die Verletzungs-Rate deutlich höher als in denen ohne Roboter. Der vermutete Grund: Durch den Einsatz der leistungsstärkeren Roboter habe Amazon mehrfach die Vorgaben nach oben gesetzt – die menschlichen Mitarbeiter können diese aber nicht mehr einhalten. „Wir haben die Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter bei weitem unterschätzt“, sagte ein Ex-Sicherheitsmanager von Amazon.

Anzahl der Verletzten steigt rund um den Prime Day

Ebenfalls auffällig: In den vergangenen vier Jahren waren die Verletzungs-Raten in den Wochen rund um den Prime Day stark gestiegen. 2019 gab es in dem Zeitraum die meisten Verletzungen überhaupt.

Amazon kannte das Problem und hatte etwa 2018 versucht, die Verletzten-Rate um 20 Prozent zu senken – sie stieg aber sogar, auch in jedem weiteren Jahr.

Amazon hat sich nicht zu den konkreten Vorwürfen des Berichts geäußert, verweist aber stets auf seine Bemühungen in Sachen Mitarbeitersicherheit. 

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Geschrieben von Markus Gärtner