Die österreichische Finanzpolizei deckte bei einer Razzia im Amazon-Verteilzentrum Großebersdorf fast tausend Verstöße auf – „einmalig“, so der Leiter der Behörde. Amazon hat nun dazu Stellung genommen.

Polizisten in Österreich
Spitzi-Foto / Shutterstock.com

Genau 987 Beanstandungen fanden die Beamten der Finanzpolizei bei einer Razzia im Februar 2020 im Amazon-Verteilzentrum Großebersdorf bei Wien. Dabei standen Amazons Paketdienstleister im Fokus. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt vorgestellt, wie futurezone.at berichtet. Amazon steht wegen der Verfehlungen seiner Sub-Unternehmen in der Logistik in der Kritik.

Amazons Paketlieferanten – ein Geflecht aus Unternehmen und Sub-Unternehmen

„Ich kann mich an keine Kontrolle erinnern, bei der wir auf derartig viele Gesetzesübertretungen gestoßen sind. Das ist einmalig“, sagte Wilfried Lehner, Leiter der Finanzpolizei. Insgesamt fanden sich 133 Unternehmen mit 2.416 Dienstnehmern, die für Amazon rund um Wien Pakete ausgefahren haben. Darunter sind 96 Subfirmen und weitere 24 Sub-Subfirmen – ein kompliziertes Geflecht. Amazon Österreich hat nur 13 direkte Vertragspartner, so die Behörde.

Die vielfältigen Sub-Unternehmer haben dabei gegen unterschiedliche Gesetze verstoßen, dabei geht es u. a. um Schwarzarbeit, Abgabenhinterziehung, Sozialleistungsbetrug, Lohn- und Sozialdumping sowie das Ausländerbeschäftigungsgesetz. Den jeweiligen Lieferanten bzw. Sub-Unternehmen drohen Strafen in Höhe von fast 770.000 Euro, dazu kommen rund 325.000 Euro Forderungspfändungen.

Statistik Razzia Finanzpolizei
© BMF / Finanzpolizei

Kritik an Amazon: „Unternehmerische Verantwortung endet nicht bei der Laderampe“

Österreichs Finanzminister Gernot Blümel nimmt dabei auch Amazon in die Pflicht: „Klar ist, dass die unternehmerische Verantwortung nicht bei der Laderampe endet, das betrifft auch die korrekte Geschäftstätigkeit von Partnern und Lieferanten. Wir gehen vehement gegen systemische Versuche vor, die darauf abzielen, den fairen Wettbewerb auszuhebeln.“ Blümel hofft, dass derartige Razzien zu einem Umdenken bei fragwürdigen Geschäftspraktiken führt, er will so außerdem den heimischen Handel schützen. 

Das sagt Amazon zu den Ergebnissen der Razzia

Amazon erklärte nach Anfrage von Amazon Watchblog, dass man solche Angelegenheiten sehr ernst nehme und die Behörde bei ihren Ermittlungen unterstütze, wie Amazon-Sprecherin Nadiya Lubnina mitteilt. „Wir haben hohe Anforderungen an unsere Lieferpartner und wir erwarten, dass sie sich an die geltenden Gesetze und den Verhaltenskodex für Amazon-Lieferanten halten, der Schwerpunkt auf faire Löhne, Sozialleistungen und angemessene Arbeitszeiten legt.“

Amazon überprüfe seine Lieferpartner „im Rahmen der Möglichkeiten“ und ergreife Maßnahmen bei Verstößen. So habe man etwa wegen Verstößen die Zusammenarbeit mit zwei direkten Lieferpartnern beendet. Außerdem sei das Auditverfahren verbessert und weitere Richtlinien eingeführt worden. So lasse sich Amazon etwa die ordnungsgemäße Sozialregistrierung monatlich bestätigen und kontrolliere täglich die Firmenausweise der Zusteller. Die Einschaltung von Subunternehmern müsse jeweils von Amazon genehmigt werden. 

 

 

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Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#1 Jürgen Kiefer 2021-01-19 13:55
Liebe Leute es wird langsam Zeit, dass die Politik in Deutschland auch langsam auf den Trichter kommt, dass, wenn man Sie lässt, alles mögliche auch gemacht wird. Womöglich reicht aber der Weitblick und die Phantasie unserer ach so schlauen Politiker nicht aus, was bitte nicht als Schande zu verstehen ist. Die kriminelle Energie bringt die tollsten Dinge zustande, weil sie von Menschen betrieben wird die den ganzen Tag und ihre ganze Energie darauf ausrichten, den Politiker zu manipulieren. Siehe Lobbyist*innen



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