Amazon.com testet eine Änderung im Design, die den Preis deutlich in den Vordergrund rückt. Was für Schnäppchenjäger nach Paradies und für Händler nach erbarmungslosem Preiskampf klingt, ist für den Otto-Normal-Amazonkunden ein zweischneidiges Schwert. Sucht man doch manchmal mehr als einfach nur billig.

Der niedrigste Preis gewinnt

Da die Änderungen bisher nur die Kategorie Bücher betreffen und auch nur wenigen Kunden von Amazon.com das neue Seiten-Design zu Gesicht bekommen haben, klären wir erst einmal, was verändert wurde. Bisher war es immer so, dass wenn ein Kunde auf der Produktseite auf einen der drei Angebotslinks (New, Used oder Collectible) geklickt hat, eine Liste erschien, die alle Angebote in dieser Kategorie anzeigte. Wenn Kunden in dem dem veränderten Design auf die Kategorien klicken, werden ihnen drei große Boxen mit dem jeweils günstigen Preis angezeigt, die auch ganz plakativ die Namen „Lowest Price in New“, „Lowest Price in Prime“ und „Lowest Price in Used, Like New“ haben.

Was bedeutet das? Nun ja, aus Händlersicht ist die Änderung gleichzusetzen mit einem kleinen Erdbeben. Warum? Ganz einfach: Wer nicht der günstigste Händler ist, wird in der Box nicht angezeigt. Während also der günstigste Preis gewinnt, haben alle anderen das Nachsehen, da ihre Angebote erst erscheinen, wenn sich der Kunde die Mühe macht, ganz nach unten zu scrollen, um sich alle Angebote über einen Tab anzeigen zu lassen.

Nur auf den ersten Blick ein Vorteil für Kunden

Amazon eröffnet durch diese kleine Änderung einen richtigen Preiskampf auf dem Marketplace. Jeder will der Günstigste sein, jeder will sein Angebot in dieser Box sehen.

Und aus Kundensicht ist das auf den ersten Blick eine super Sache. Schließlich will jeder Geld sparen und die Suche na dem günstigsten Angebot kann schon mal ordentlich nerven. Der Vorteil ist also klar, jedoch zu kurz gedacht und vielleicht doch nicht so optimal wie es auf den ersten Blick scheint.

Folgendes Szenario soll die Problematik verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, Amazon weitet das neue Design auf alle Produkte aus. Also auch auf Elektronik, Mode und Spiele. Bei den drei genannten Segmenten liegt die Retouren-Quote laut Statista am höchsten.

Sie als unbedarfter Kunde sitzen zuhause vor dem Rechner und wollen eine Kamera kaufen. Schnell bei Amazon gesucht, Modell gefunden und dank der neunen Box auch gleich am günstigen gekauft. So einfach kann es sein. Aber: Haben Sie einen Blick auf die Bewertungen des Händlers geworfen? Wissen Sie, ob für eine mögliche Retoure Kosten anfallen? Wie lang ist die Versanddauer?

Am Ende ist nicht nur der Preis ausschlaggebend

Der Preis ist nicht alles. Jeder Händler kann den Preis senken, mit ein paar Klicks ist das kein Problem. Und so kann es leider auch ganz schnell passieren, dass jemand mit einer schlechten Reputation in dieser Box landet. Und wir wissen alle, dass es nichts Schlimmeres als lange Lieferzeiten und einen schlechten Kundenservice gibt.

Für alle die Wert auf Bewertungen und Service legen, sind die Boxen zu einem echten Ärgernis. Denn Sie müssen erst ganz nach unten scrollen, um die anderen Angebote zu sehen und um denn für sie richtigen Händler zu finden.

Tatsächlich handelt es sich bei der Neuerung von Amazon um eine Art Bevormundung. Amazon will, dass Sie das günstigste Produkt kaufen und nur das. Und ein Schelm mag böses denken, aber wer hat doch so gut wie immer den niedrigsten Preis? Die Antwort beginnt mit „A“ und hört mit „mazon“ auf…

 

/
Geschrieben von Julia Ptock

Kommentare

#1 Stephan 2015-05-22 10:22
Solange die Käufer nicht verstehen, dass nur "billig" auch notwendigerweis e "besser" bedeutet, solange wird sich nicht viel ändern. "Billig" geht IMMER auf Kosten von anderen Dingen: z. B. Produktqualität , Service, Arbeitsbedinung en, ... Aber das interessiert nur wenige ganz nach dem Motto "Geiz ist geil"!



Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren