Amazon versucht Mitarbeiter seines Logistikzentrums in Alabama mit Prämien zu einer Kündigung zu bewegen – damit diese nicht bei der anstehenden Abstimmung über eine Gewerkschaft mitmachen können. Amazon hat inzwischen dazu Stellung genommen.

Mitarbeiter im Lager
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Entscheidungskampf in Alabama: Einige Experten gehen davon aus, dass die bevorstehende Abstimmung zur Gründung einer Gewerkschaft Ende März richtungsweisend für Amazon sein könnte. Stimmen die Mitarbeiter vor Ort dafür, könnte das eine Welle auch für andere Standorte oder sogar Länder auslösen – und Amazon müsste unter anderem in den USA über einen Tarifvertrag verhandeln. 

Amazon-Prämie: 2.000 US-Dollar für eine Kündigung

Daher forciert Amazon seine Maßnahmen gegen die Abstimmung. Jetzt soll das Unternehmen bestimmten Mitarbeitern des Logistikzentrums in Birmingham (Alabama) sogar mit einer Prämie die Kündigung schmackhaft machen, wie das Portal paydayreport.com berichtet. Mitarbeiter, die mindestens in zwei Hochsaisons – also wohl während der Weihnachtszeit – gearbeitet haben, würden demnach 2.000 US-Dollar erhalten, wenn sie selbstständig kündigen, bei Mitarbeitern mit drei sogenannten Peak Seasons wären es sogar 3.000 US-Dollar.

„Sie gehen aufs Ganze, sie ziehen alle Register.“ 

Amazons Ziel: Gehen die Mitarbeiter schnell auf das Angebot ein, wären sie bei der anstehenden Wahl über den Gewerkschaftsbeitritt nicht stimmberechtigt – Amazon hätte potenzielle Gegner in den eigenen Reihen quasi rausgekauft. „Das sollte illegal sein, wie kann man jemanden bezahlen, damit er kündigt“, sagt die 48-jährige Amazon-Arbeiterin Jennifer Bates. „Sie gehen aufs Ganze, sie ziehen alle Register.“ Amazon soll sogar angeboten haben, die Mitarbeiter nach ihrer Kündigung – und der Wahl – wieder einzustellen, heißt es. Gewerkschaftsvertreter gehen davon aus, dass Amazon dann bei der Suche nach neuen Mitarbeitern auch darauf achten wird, ob diese für oder gegen eine Gewerkschaft stimmen würden.

Laut US-Bundesarbeitsrecht könnten die Amazon-Prämien als Bestechung angesehen werden und sogar dazu führen, dass die Gewerkschaftswahlen zunächst abgesagt, später aber neu aufgelegt werden. Wir haben Amazon USA um eine Stellungnahme gebeten. 

Die Maßnahmen Amazons gegen die Abstimmung nehmen zum Teil skurrile Formen an: So soll Amazon es über die örtlichen Behörden geschafft haben, die Wartezeit an den Ampeln vor dem Lager zu verkürzen, damit Gewerkschaftsvertreter keinen Kontakt zu den Amazon-Arbeitern aufnehmen können. 

Update: Das sagt Amazon zu den Vorwürfen

Amazon hat inzwischen mit einem Statement auf die Berichte reagiert und spricht dabei von einem „freiwilligen Programm“, das nichts mit der Gewerkschaftswahl zu tun habe: „Während wir hoffen, dass Mitarbeiter bei Amazon bleiben und ihre Karriere ausbauen, ist dies ein freiwilliges Programm, das entwickelt wurde, um zusätzliche Unterstützung für diejenigen zu bieten, die entscheiden, dass Amazon nicht Teil ihres langfristigen Karriereplans ist, und es wird seit 2014 jedes Jahr angeboten.“ Paydayreport verweist jedoch darauf, dass dieses Amazon-Programm in Alabama zum ersten Mal angeboten werde – genau zum Zeitpunkt der angekündigten Wahl.

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Geschrieben von Markus Gärtner