Amazons Aktionäre sollen über eine Resolution abstimmen, die das Unternehmen zu mehr Transparenz bei Plastikverpackungen verpflichten würde. Doch der Vorstand ist dagegen.

Fische um Plastiktüte
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Mit dem Umweltschutz ist es so eine Sache bei Amazon: Einerseits trommelt Jeff Bezos mit dem Climate Pledge für Amazons grüner werden sollendes Image, andererseits geht der Konzern gegen Klima-Aktivisten im eigenen Haus vor und überwacht etwa auch Greenpeace’ Aktivitäten. Jetzt steht eine Entscheidung bevor, die zeigt, wo der Online-Riese bzw. seine Aktionäre stehen. Die Aktieninhaber sollen am 26. Mai über eine eingebrachte Umwelt-Resolution entscheiden, wie der Guardian berichtet.

Diese Erklärung würde Amazon zu mehr Transparenz in Sachen Umweltschutz verpflichten: Das Unternehmen müsse dann offenlegen, wie viele seiner Plastikverpackungen in der Umwelt landen – und was es dagegen tut. Bis Ende 2021 müsse Amazon einen Bericht vorlegen – wenn die Resolution durchgeht. Der Vorschlag stammt u. a. von der aktivistischen Aktionärsgruppe „As You Sow“ (deutsch: „Was ihr sät“). 

Jahr 2050: Mehr Plastik als Fisch im Ozean?

„Die Plastikkrise in den Ozeanen hält unvermindert an, hat fatale Auswirkungen auf mehr als 800 Meeresarten und verursacht jährlich Schäden in Höhe von bis zu 2,5 Billionen Dollar in den Meeres-Ökosystemen. An Kunststoffen, die von Meerestieren verzehrt werden, haften Giftstoffe, die potenziell auf die menschliche Nahrung übergehen. Bis zum Jahr 2050 könnte es in den Ozeanen mehr Plastik als Fisch geben, gemessen am Gewicht“, kritisiert „As You Sow“. Die Gruppe beruft sich dabei auch auf eine Oceana-Studie, die Amazon für mindestens 10.000 Tonnen Plastikabfälle in Süßwassersystemen und im Meer verantwortlich machte. Amazon wies die Zahlen damals zurück.

Amazon-Vorstand rät zur Ablehnung der Transparenz-Resolution

Die abstimmenden Aktieninhaber erhalten zur Entscheidungsfindung auch Vorschläge – so empfiehlt etwa das Beratungsunternehmen Institutional Shareholder Services (ISS) den Aktionären, für den Vorschlag zu stimmen. Der Amazon-Vorstand selbst spricht sich dagegen aus und rät den Amazon-Shareholdern zur Nein-Stimme gegen die Resolution. Insgesamt sind rund 504 Millionen Amazon-Stammaktien im Umlauf, jede Aktie gilt quasi als eine Stimme. Jeff Bezos selbst ist mit über zehn Prozent der Anteile der größte Aktionär.

Conrad MacKerron, Vize-Präsident von „As You Sow“, hofft auf bis zu 30 Prozent der Stimmen, man geht aber davon aus, dass die Resolution abgelehnt wird. Bei einer ähnlichen Abstimmung musste der Chemie-Konzern Du Pont Anfang Mai aber einknicken: 81 Prozent der dortigen Investoren stimmten für eine solche Transparenz-Verpflichtung. „Das war beispiellos. Es zeigt die Veränderungen, die die großen Investoren vorantreiben“, erklärt MacKerron hoffnungsvoll.

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Geschrieben von Markus Gärtner