Amazon soll Klarheit über seinen Umgang mit Händlerdaten schaffen – US-Politiker fordern eine beglaubigte Erklärung und drohen mit einer strafrechtlichen Untersuchung.

Jeff Bezos
Screenshot ©YouTube: House Judiciary

Immer wieder kocht das Thema hoch: Wie nutzt Amazon die umfangreichen Daten seiner Marktplatzhändler? Kopiert der E-Commerce-Platzhirsch erfolgreiche Produkte der Drittanbieter und bietet sie dann selbst an oder zieht eigene Marken in der Ergebnisanzeige der Webseite denen anderer Anbieter vor? Schon 2020 musste Jeff Bezos persönlich unter anderem dazu in einer Anhörung vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen. Die Antworten damals: Eher nebulös und nichtssagend.

Jetzt und immer noch haben fünf Justizausschuss-Mitglieder des US-Kongresses Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Aussagen des Konzerns. Sie fordern vom jetzigen Amazon-Chef Andy Jassy neue Antworten und eine beglaubigte Erklärung, wie Reuters berichtet. 

Hintergrund sind erneute Medienberichte über ein mögliches Fehlverhalten Amazons. Amazon soll in Indien auf seinem Marktplatz erfolgreiche Konkurrenzprodukte kopieren und Such-Ergebnisse auf seiner Seite fälschen, so die Vorwürfe. In einem weiteren Bericht wird Amazon vorgeworfen, seine Eigenmarken in der Ansicht besser zu positionieren als die der Drittanbieter – selbst, wenn diese bessere Kennzahlen haben.

Amazon habe den Kongress entweder „in die Irre geführt“ – oder gelogen

Diese Berichte stünden so „in direktem Widerspruch zu den eidesstattlichen Aussagen und Darstellungen von Amazons Top-Führungskräften – einschließlich des ehemaligen CEO Jeffrey Bezos“, die diese bei der Anhörung 2020 gegeben haben, heißt es im Originalbrief. Amazon habe somit im besten Fall den Ausschuss in die Irre geführt, im schlimmsten Fall den Kongress belogen und damit Bundesstrafrecht verletzt. Die Politiker überlegen daher auch, das US-Justizministerium zur strafrechtlichen Untersuchung einzuschalten. Auch ein US-Senator hatte das bereits 2020 gefordert.

Das sagt Amazon zu den Vorwürfen

Amazon hat die erneute Kritik auch diesmal zurückgewiesen. „Amazon und seine Führungskräfte haben den Ausschuss nicht in die Irre geführt, und wir haben die fraglichen ungenauen Medienartikel dementiert und versucht, sie zu korrigieren“, heißt es in einer Erklärung. Der jetzige Amazon-Chef Andy Jassy, bzw. Amazons Anwälte, sollen jetzt bis zum 1. November erneut Stellung beziehen.

Die fünf Politiker sind Jerrold Nadler, Vorsitzender des US-Justizausschusses, sowie vier Mitglieder des Unterausschusses für Kartellrecht: der Vorsitzende David Cicilline, Pramila Jayapal, Ken Buck und Matt Gaetz.

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Geschrieben von Markus Gärtner