Amazon Web Services verantwortet geheimes Material der britischen Geheimdienste – Kritiker warnen vor Gefahren.

Mann vor englischer Flagge
Anelo / Shutterstock.com

James Bond meets Bezos: Die britischen Geheimdienste wollen Amazons Tochter-Unternehmen und Cloud-Marktführer Amazon Web Services (AWS) für ihre sensible Arbeit nutzen und haben eine Kooperation geschlossen, wie die Financial Times berichtet und sich dabei auf Insider beruft. Es ist in Großbritannien der erste Auftrag dieser Art.

Demnach soll streng geheimes Material der Mitarbeiter der UK-Geheimdienste GCHQ, MI 5 und MI 6 in den digitalen Speichern von AWS gesichert und für Analysen genutzt werden. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Auswertung soll dabei vorangetrieben werden. Das Government Communications Headquarters (GCHQ) befasst sich vor allem mit technischen Verfahren wie Kryptographie und Fernmeldeaufklärung, der MI 5 (Military Intelligence, Section 5) ist der britische Inlandsnachrichtendienst, der MI6 für Auslands-Spionage zuständig – wie James-Bond-Fans wissen. Weder AWS noch die Geheimdienste haben sich zu dem Bericht geäußert. AWS könnte für die Dienste 500 Millionen bis eine Milliarde Pfund erhalten, schätzen Experten.

Britische Spione nutzen Amazon-Cloud für Spracherkennung

Amazons Cloud soll es britischen Agenten weltweit erleichtern, Daten aus dem Ausland zu übermitteln und Spezialanwendungen wie die Spracherkennung zu nutzen. Außerdem sollen die jeweiligen Dienste so auch die gegenseitigen Datenbanken schneller durchsuchen können. Die Daten sollen in Großbritannien gespeichert werden und Amazon keinen Zugriff darauf haben, heißt es. 

Trotzdem gibt es Kritik an der Kooperation: „Dies ist eine weitere beunruhigende öffentlich-private Partnerschaft, die im Geheimen vereinbart wurde. Wenn dieser Vertrag zustande kommt, wird Amazon zum bevorzugten Cloud-Anbieter für die Geheimdienste der Welt. Amazon muss selbst beantworten, für welche Sicherheitsdienste in welchen Ländern es bereit ist, zu arbeiten“, weist Gus Hosein von der Menschenrechtsorganisation Privacy International hin.

Diese Geheimdienste nutzen Amazon Web Services

Warum die britischen Behörden auf einen ausländischen Anbieter zurückgreifen müssen, dürfte schlicht daran liegen, dass kein anderer über die nötige Leistungsstärke verfügt – nicht umsonst ist Amazons Cloud-Dienst weltweiter Marktführer und für den Gesamtkonzern der wichtigste Gewinnlieferant. Aus dem gleichen Grund musste auch schon die deutsche Bundespolizei auf AWS setzen – was ebenfalls zu Kritik führte. Auch die US-Geheimdienste greifen auf AWS zurück.

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Geschrieben von Markus Gärtner




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