Amazon-Mitarbeiter in den USA kritisieren den Leistungsdruck und Amazons mangelnde Hilfe bei Verletzungen.

Amazon-Arbeiterin
© Amazon

Die Arbeit in Amazons verschiedenen Logistiklagern ist hart und eintönig. Immer wieder kommt es dabei auch zu Verletzungen. Im Guardian klagen jetzt einige Mitarbeiter aus verschiedenen US-Standorten über den auf ihnen lastenden Druck, der zu Unfällen führen kann – und auch über fehlende Hilfe, wenn etwas passiert ist. Dabei entstehe durch das „übermäßig schnelle Arbeitstempo“, die Überwachung und die verschiedenen Disziplinarsysteme ein gefährliches Umfeld bei Amazon.

Amazon will nach Arbeitsunfall keine Entschädigung zahlen

Die Ex-Amazon-Mitarbeiterin Chloe Roberson aus Chattanooga, Tennessee verletzte sich in ihrer Schicht am Knie, musste operiert werden und ist seitdem arbeitslos. „Während all dies geschah, musste ich mit Amazon um Freizeit und Geld kämpfen. Sie weigerten sich, mir eine Entschädigung zu zahlen, da ich mit 14 Jahren eine ausgekugelte Kniescheibe hatte. Ich bin jetzt 21, also sehe ich nicht, wie das zusammenhängt“, berichtet sie. „Ich habe keinen einzigen Tag erlebt, an dem ich nicht geheult habe, weil Amazon mich immer wieder unter Stress setzt“.

Jerald Crowley arbeitete in einem Amazon-Vertriebszentrum in Greenville, South Carolina, und verletzte sich bei der Arbeit am Handgelenk. Er denkt, dass daran auch die hohen Leistungsvorgaben schuld sind. „Die Sicherheit ist im Grunde genommen zum Fenster hinausgeworfen, da sie die Raten über die Sicherheit stellten“, kritisiert er.

Auch Mustafa Omar verletzte sich bei einem Arbeitsunfall. Doch nachdem er den Unfall gemeldet hatte, bekam er Bedenken: „In diesem Moment denke ich 'Oh mein Gott, wenn ich sage, dass ich eine Verletzung habe, dass ich mich verletzt habe, könnte ich meinen Job verlieren'. Denn sie haben mir bereits Angst eingeflößt, dass ich derjenige sein könnte, der in Schwierigkeiten gerät“, erklärt er. Eine von seinem Arzt verschriebene Physiotherapie wurde von Amazon nicht genehmigt, auch sein Anspruch auf Arbeitsentschädigung stehe noch aus. Im Bericht des Guardian werden noch weitere Fälle aufgelistet.

Arbeitstempo und Überwachung führe zu mehr Unfällen

In der Vergangenheit haben bereits verschiedene Analysen und Berichte auf die erhöhte Verletzungsgefahr bei Amazon hingewiesen, woraufhin Amazon Aspekte änderte. Das sei allerdings nicht genug, erklärt Irene Tung von der Organisation NELP (National Employment Law Project), die den jüngsten Bericht mitverfasst hat. „Keine dieser Maßnahmen, die Amazon ergriffen hat, hat wirklich den Kern des Problems getroffen, nämlich das übermäßig hohe Arbeitstempo und die Art und Weise, wie es durch das sehr ausgeprägte Disziplinarsystem durchgesetzt wird, das intensive elektronische Überwachung mit sehr häufigen Disziplinierungen und Kündigungen kombiniert. Das haben sie nicht in Angriff genommen, und das ist der Hauptgrund für diese Verletzungen“.

Das sagt Amazon zu der Kritik

Ein Amazon-Sprecher erklärte dazu: „Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeiter hat für uns immer höchste Priorität. Wir sind uns bewusst, dass die Sicherheit unserer Mitarbeiter bei körperlichen Tätigkeiten viel Aufmerksamkeit und Investitionen erfordert, weshalb wir Hunderte von Millionen in die Sicherheit investieren, und zwar in vielerlei Hinsicht: von Mitarbeitern - wir haben jetzt ein Team von fast 8.000 engagierten Sicherheitsexperten - über Schulungen bis hin zu Tools und Technologie.“

 

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Geschrieben von Markus Gärtner