Amazon-Angestellte in sechs Logistikzentren sollen am 7. und 8. März die Arbeit niederlegen – Verdi ruft zum Streik auf.

Verdi-Streik
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Der Grundkonflikt zwischen Amazon Deutschland und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist altbekannt: Verdi fordert für die Amazon-Arbeiter in den deutschen Logistikzentren die Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels, Amazon hält seine gezahlten Löhne plus Boni für ausreichend. Immer wieder ruft Verdi an besonders wichtigen Tagen daher zu Streiks auf, zuletzt unter anderem am Black Friday und Weihnachten.

Verdi-Streiks in Rheinberg, Werne, Koblenz, Leipzig und Bad Hersfeld

Jetzt stehen mit dem Equal Pay Day am 7. und dem Internationalen Frauentag am 8. März zwar keine umsatzstarken, aber immerhin öffentlichkeitswirksamen Aktionstage an, die Verdi nutzt, um an sechs Amazon-Standorten die Mitarbeiter zum Streiken zu bewegen, wie die Gewerkschaft mitteilt. Demnach soll ab der Frühschicht am 7. März in Rheinberg, Werne, Koblenz, Leipzig und den zwei Lagern in Bad Hersfeld die Arbeit gestoppt werden.

Kritik an Amazon: Arbeitshetze und Leistungsdruck

„Amazon präsentiert sich gerne als Unternehmen, in dem Diversität und Gleichberechtigung hochgehalten werden. Tatsächlich jedoch bestimmt der Computer-Algorithmus, was und wie viel von den Beschäftigten geleistet werden muss – Rücksicht auf die Persönlichkeit, die Leistungsfähigkeit oder die Lebensbedingungen der Kolleginnen und Kollegen ist dabei nicht vorgesehen“, kritisiert Mechthild Middeke, Streikleiterin im hessischen Bad Hersfeld. 

Die Folgen seien Arbeitshetze und Leistungsdruck. „Das macht krank und trifft besonders solche Beschäftigte, die neben der Arbeit bei Amazon weiteren Belastungen ausgesetzt sind. Das sind besonders oft Frauen, zum Beispiel alleinerziehende Mütter“, erklärt Middeke auch den Bezug zum Frauentag.

Amazon: Keine Auswirkungen auf Paket-Lieferungen

Amazon sieht durch die Streiks jedoch keine Gefährdung des Betriebs, alle Bestellungen der Nutzer sollen ankommen. Auch die Kritik an den Löhnen beantwortet das Unternehmen gebetsmühlenartig mit dem Verweis auf seine „bereits exzellente Bezahlung, exzellente Zusatzleistungen und exzellente Karrierechancen“, wie ein Amazon-Sprecher erklärt.

Amazon-Mitarbeiter sollen demnach umgerechnet mindestens zwölf Euro brutto pro Stunde plus Extras erhalten, nach zwei Jahren seien es im Schnitt rund 2.750 Euro brutto im Monat.

Amazon-Streikende: „Wir bleiben hartnäckig!“

Apropos Mühle: Die in schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Verdi-Streiks – und ihre noch ausbleibende Wirkung – muten wie Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen an. Dennoch gibt man die Hoffnung nicht auf, wie eine streikende Amazon-Mitarbeiterin erklärt: „Wir streiken schon regelmäßig, ist eben nicht so leicht, gegen einen so gewerkschaftsfeindlichen Konzern, der genug Ausweichmöglichkeiten bei Streiks hat, zu gewinnen! Aber wir bleiben hartnäckig! Die Vernetzung wird besser und in Amerika regt sich auch Widerstand der Mitarbeiter! Man wird sehen, was es bringt.“ 

Frauen verdienen bis zu 18 Prozent weniger als Männer

Der Equal Pay Day ist der internationale Aktionstag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern und macht auf die Lohn-Ungleichheit, den bestehenden Gender-Pay-Gap, aufmerksam. Laut Mechthild Middeke von Verdi würden Frauen in Deutschland durchschnittlich noch immer 18 Prozent weniger verdienen als Männer – bei tarifungebundenen Unternehmen wie Amazon sei die Lohnlücke sogar besonders hoch. „Das zeigt, dass unser Kampf um Tarifverträge bei Amazon auch ein Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen ist“, so die Streikleiterin.

Infografik: Frauen verdienen 18 Prozent weniger als Männer | Statista 

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Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#1 gunnar 2022-03-08 08:32
die gewerkschaften verhindern doch selber massiv die möglichkeit der anpassung.!
genauso wie sie die armutsschere immer weiter vergrößern.
niemals % prozentuale erhöhungen, sondern gleiche € egal für wen und welche stellung.
der kleine bekommt zb mtl 20.- mehr, der gewerkschaftsbo ss dann 500.- mehr im monat bei % erhöhung.
dabei sind die normalen grundkostenstei gerungen für alle gleich.!!!



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