Autoren und Buch-Fans in den USA wehren sich gegen Amazons Praxis der E-Book-Rückgabe.

frau liest E-Book
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Nutzer haben im Normalfall für viele gekaufte Artikel ein Rückgabe- bzw. Widerrufsrecht – das gilt auch bei digitalen Produkten. Dadurch entsteht aber auch die Gefahr des Missbrauchs: Die Ware wird einmalig für einen Zweck benutzt – und dann vor der Frist zurückgegeben und das Geld vom Anbieter erstattet. 

Das ist besonders bei digitalen Waren ein Problem, denn diese werden kaum abgenutzt. Amazon erlaubt in seinen Richtlinien innerhalb von sieben Tagen auch die Rückgabe von E-Books für seinen Kindle-Reader – daran gibt es jedoch immer mehr Kritik, wie npr.org berichtet.

Petition gegen Amazon-Richtlinie zu Rückgabe

Unter anderem läuft seit geraumer Zeit eine Petition auf der Plattform change.org, die mittlerweile auf knapp 70.000 Unterzeichner kommt. Die Initiatorin Reah Foxx fordert von Amazon, dass das Unternehmen die entsprechenden Richtlinien ändert und appelliert auch an die potenziellen Besteller. „Wenn Sie das Buch gelesen haben, haben Sie das Produkt VERBRAUCHT. Ein Buch zurückzugeben, nachdem man zehn bis zwanzig Prozent gelesen hat, ist eine Sache. Aber wenn das Buch vollständig gelesen wurde, darf es nicht zurückgegeben werden. Ende der Diskussion“, heißt es in der Petition.

E-Book-Autoren bekommen Einnahmen wieder abgezogen

Vor allem die E-Book-Autoren würden unter dieser Regelung leiden, denn die zum Zeitpunkt des Kaufs von Amazon an den Autor gezahlten Tantiemen werden bei einer Rückgabe wieder von deren Verdienstguthaben abgezogen. Im Extremfall kann es so sogar zu einem negativen Guthaben kommen, wie etwa die Autorin Lisa Kessler berichtet, die seit elf Jahren über Kindle Direct Publishing veröffentlicht. Von ihr seien zuletzt reihenweise Bücher zurückgegeben worden, in den Jahren zuvor nur ein oder zwei pro Monat. „Es hat mich wirklich erschüttert. Du denkst: 'Kann ich noch davon leben, wenn das so weitergeht?' und das ist sehr entmutigend“, klagt die Autorin.

Auch die Science-Fiction- und Fantasy-Autorin Nicole Givens Kurtz ist besorgt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. „Ich glaube, die Leser verstehen oder sehen die Person hinter dem Produkt nicht ganz.“

Von den großen E-Book-Anbietern sei Amazon der einzige, der es Kunden ermöglicht, E-Books innerhalb von sieben Tagen problemlos zurückzugeben. Wie so oft steht bei dem Online-Riesen auch hier der Kunde im Fokus. Bei anderen Händlern in den USA gibt es ein flexibles Rückgaberecht, manche, wie die Buchkette Barnes & Noble, schließen eine Rückgabe von E-Books komplett aus.

Kann ich digitale Produkte zurückgeben?

Durch die gerade in Kraft getretene Omnibus-Richtlinie hat sich in der EU in der Gesetzeslage dazu einiges verändert, hier eine Übersicht bei OnlinehändlerNews.

Eine Reihe von E-Book-Autoren schlägt eine Regelung vor, die die Retoure einschränken würde: Demnach würden E-Book-Käufer ein Werk nur dann zurückgeben können, wenn sie noch nicht mehr als 20 Prozent des Buches gelesen haben.

Amazon selbst erklärt: „Amazon ist bestrebt, Kunden und Autoren die bestmögliche Erfahrung zu bieten. Wir haben Richtlinien und Mechanismen eingerichtet, um zu verhindern, dass unsere Rückgaberichtlinien für E-Books missbraucht werden. Wir hören immer auf Feedback und gehen allen Bedenken nach, die wir erhalten.“

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Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#1 Dirk 2022-07-02 10:09
"Im Extremfall kann es so sogar zu einem negativen Guthaben kommen, wie etwa die Autorin Lisa Kessler berichtet..."
Nun ja - vielleicht liegt es in diesem Fall auch an der Qualität der Werke?

Aber davon mal abgesehen finde ich auch den Ansatz, wenn "20% des E-Books gelesen wurden" etwas merkwürdig und bereits zu großzügig. In der Regel gibt es bei E-Books doch immer einen Auszug des Buches zum Probelesen vor dem Kauf. das sollte doch wohl reichen, um sich ein Bild zu machen.
Wenn ich im Kino nach 20 Minuten rausgehe, weil mir der Film nicht gefällt, bekomme ich ja auch nicht das Geld für die Kinokarte zurück. Oder noch besser: Wenn ich die Chipstüte geöffnet habe und 20% gegessen, dann kann ich sie auch nicht mehr zurückgeben.
Digitale Produkte sollten generell von der Rückgabe ausgeschlossen sein - so ist es bei MP3s und versiegelten CDs ja auch - genau aus diesem Grund.Bei digitalen Inhalten gibt es kein "etwas" genutzt. und wenn ich etwas nutze, muss ich bezahlen.



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