Sollten lustige Video-Clips für eine TV-Show von Ring-Überwachungskameras stammen? Das stellen Organisationen im Zuge des Starts einer neuen Amazon-Sendung infrage.

Ring Türklingel und Überwachungskamera
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Am 26. September feierte die von Amazons Tochterunternehmen Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) produzierte Fernsehsendung „Ring Nation“ ihre Premiere: Der Fokus der von Wanda Sykes moderierten Show liegt auf witzigen Heimvideos. Diese wurden durch die Überwachungstechnik des ebenfalls zu Amazon gehörenden Unternehmens Ring aufgezeichnet: In der Sendung seien auch Videos von Mobiltelefonen und Videokameras enthalten, erklärte Ring gegenüber TechCrunch. Schon Mitte August, im Zuge des Bekanntwerdens der Pläne für die neue Show, erklärte ein Amazon-Sprecher, dass viele der gezeigten Video-Clips zuvor im Netz viral gegangen seien.

Petition fordert Absetzung der Show

Bürgerrechtsgruppen gaben allerdings zu bedenken, dass die Nutzung solcher privater Clips, die von der Überwachungsfirma aufgezeichnet wurden, „das gefährliche Netzwerk von Amazon Ring Überwachungskameras normalisiert und fördert“, wie die Initiative Media Justice dem Bericht zufolge erklärte. 

Bereits in der vergangenen Woche hatten sich rund 40 verschiedene Bürgerrechtsorganisationen in einem offenen Brief an MGM gegen das Programm ausgesprochen. „Ring hat eine lange Geschichte der Verwendung von rassistisch kodierten Hundepfeifen und der Bewaffnung der Rasse, um ihre Produkte zu bewerben“, zitiert das Portal The Verge aus dem von Media Justice verfassten Schreiben. Darin wird auch die dazugehörige Neighbors-App kritisiert, die aufgrund der Erstellung von Personenprofilen besonders People of Color kriminalisiere. Und weiter: „Das Filmmaterial der Ring-Kameras wurde verwendet, um Demonstranten zu verfolgen und zu überwachen, die nach dem Mord an George Floyd auf die Straße gingen und ihre Rechte nach dem ersten Verfassungszusatz wahrnahmen. Dies sind keine isolierten Vorfälle. Racial Profiling und rassistische Polizeiarbeit sind Kernbestandteile des Geschäftsmodells von Ring, das von der Angst profitiert“.

Die Mediengruppe Daily Kos hat überdies eine Petition gestartet, die MGM zur Absetzung von „Ring Nation“ auffordert. Knapp 70.000 Menschen haben die Petition bislang unterzeichnet. Sie werfen Amazon und MGM vor, Ring mit diesem „Marketing-Trick“ als „‚familienfreundlich‘ und nicht als verschleierten Überwachungsstaat erscheinen zu lassen“. 

 

Kritik an Rings Nähe zu Strafverfolgungsbehörden

Sowohl aus sicherheitstechnischen als auch aus ethischen Gesichtspunkten gebe es Bedenken gegenüber Ring: Das Unternehmen habe bereits ohne eine entsprechende Zustimmung Daten an die Polizei für Ermittlungen weitergegeben – TechCrunch zufolge sei dies allein zwischen Januar und Juli dieses Jahres elfmal erfolgt. Zudem arbeite die Firma eng mit etwa 2.200 Polizeidienststellen in den USA zusammen.

Auch hierzulande soll Ring Ermittlungsbehörden bereits private Aufnahmen aus den Überwachungsgeräten ohne richterlichen Beschluss überlassen haben, wie erst kürzlich bekannt wurde. Eine Weitergabe sei nur selten, bei entsprechender Gefährdungslage und entsprechender Zeitknappheit erfolgt, hieß es. 

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Geschrieben von Hanna Behn