Der Umgang mit einem Todesfall in einem Amazon-Warenlager sorgt aktuell erneut für Empörung. Angestellte kreiden den fehlenden Respekt des Unternehmens an.

Frau am Band Amazonlager
Frederic Legrand - COMEO / Shutterstock.com

Am Morgen des 27. Dezember 2022 kam es im Amazon-Lager in Colorado Springs, im US-Bundesstaat Colorado, zu einem tragischen Vorfall. Der 61-Jährige Rick Jacobs starb kurz vor Schichtende im Lager, Grund waren Herzprobleme. Nun melden sich immer mehr Kollegen des Verstorbenen zu Wort und berichten vom vermeintlich respektlosen Verhalten Amazons im Umgang mit dieser Situation.

Wie der Guardian berichtet, wurden die Angestellten nicht über den Tod ihres Kollegen informiert, sondern arbeiteten in unmittelbarer Nähe der Leiche weiter. Laut Zeugenaussagen wurde der Bereich, in dem sich der Vorfall ereignete, lediglich mit einer behelfsmäßigen Absperrung aus großen Pappkartons um den verstorbenen Arbeiter herum abgesperrt.

Amazon selbst leugnet die Verwendung von Kartons, um den Bereich abzusperren, sagt aber, dass Manager in der Nähe standen, um sicherzustellen, dass niemand näher komme, um die Privatsphäre und Sicherheit zu gewährleisten.

Mitarbeiter: Keine Transparenz und fehlender Respekt

Besonders scharf in der Kritik steht das Verhalten von Amazon nach dem Vorfall. Wie die Mitarbeiter der Tagesschicht berichten, erschienen sie zum Beginn ihrer Arbeit, wurden aber nicht über den Tod ihres Kollegen informiert. Sie gingen nach eigenen Aussagen ihrer Arbeit nach, obwohl der Leichnam nicht weit entfernt noch immer auf dem Hallenboden lag.

„Als ich erfuhr, was passiert war, nachdem ich dort vorbeigegangen war, fühlte ich mich sehr unwohl, denn in dieser Einrichtung werden menschliche Gefühle eklatant missachtet“, berichtet ein Amazon-Angestellter, der aus Angst anonym bleiben möchte. „Niemand sollte unmittelbar neben einer Leiche arbeiten.“

Erst eine Woche nach dem Vorfall wurden die Angestellten des Lagerhauses in einem kurzen Meeting über die genauen Umstände informiert. „Was mich stört, ist der fehlende Respekt vor dem menschlichen Leben“, betont ein Arbeiter. „Wir schließen unsere Anlagen wegen Wartungsarbeiten, da würde man doch meinen, wir könnten aus Respekt den Betrieb lange genug einstellen, um wenigstens die Leiche aus der Anlage zu schaffen und den Ort reinigen, bevor die Leute herumlaufen, als wäre nichts passiert.“

Kein Protokoll für Todesfälle

Es ist bei Weitem nicht der erste Todesfall, der sich in einem Amazon-Warenlager ereignet hat. Dennoch scheint der Konzern noch immer keine genaue Vorgehensweise für einen solchen Vorfall zu haben. Erst Mitte November kam es bei Amazon in Leipzig zu einem ganz ähnlichen Fall. Auch hier brach ein Mann während der Arbeit zusammen und verstarb noch vor Ort.

Trotz des tragischen Vorfalls wurden die Kollegen des Toten dazu animiert, weiterzuarbeiten, den Leichnam schirmte man lediglich mit ein paar Pappen ab. Hier hat der Konzern im Nachhinein allerdings Fehler eingeräumt und betonte, dass diese provisorische Abschirmung des Verstorbenen der Hektik nach dem Vorfall geschuldet war.

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Geschrieben von Corinna Flemming




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