Amazon hat einige Zahlen zum vergangenen Jahr sowie dem Weihnachtsgeschäft veröffentlicht. Die Zahlen sehen auf den ersten Blick überaus erfolgreich aus. Doch nicht für jeden Bereich präsentiert Amazon Daten. Der Verdacht liegt nahe, dass Amazon weniger erfolgreiche Entwicklungen unter den Teppich kehrt.

Geschäftsmann mahnt zum Schweigen
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Amazon schmückt sich gerne mit großen Zahlen. Auch jetzt hat das Unternehmen wieder einige Daten über das vergangene Jahr und Weihnachtsgeschäft veröffentlicht, die auf den ersten Blick große Erfolge vermitteln. So wurden nach Angaben des Unternehmens im Jahr 2015 mehr als eine Milliarde Produkte per Fulfillment by Amazon (FBA) weltweit verschickt. Die Zahl der FBA-Händler sei um 50 Prozent gestiegen. Die grenzüberschreitenden Sendungen, die mit FBA erfüllt wurden, sollen sogar eine Wachstumsrate von über 100 Prozent erreicht haben.

Auch im Weihnachtsgeschäft lief es offenbar gut. Allein am Cyber Monday wurden über 23 Millionen Produkte bei Marketplace-Händlern bestellt, die Zahl der per FBA verschickten Artikel wuchs um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und 80 Prozent der Verkäufe im Weihnachtsgeschäft wurden durch Marketplace-Händler gemacht. Damit zeigt Amazon wieder einmal, wie wichtig die Drittanbieter für das Unternehmen sind. Doch eine Zahl wird schlichtweg verschwiegen, wie auch dem Wall Street Journal aufgefallen ist: Die Zahl der Produkte, die Marketplace-Händler verkauft haben.

Zahlen geben Rätsel auf

Von 2013 bis 2014 hatte sich diese Zahl auf zwei Milliarden verdoppelt, wie Amazon damals vollmundig verkündete. Doch für das vergangene Jahr wird nichts über die Zahl der von Marketplace-Händlern verkauften Produkte bekannt gegeben. „Könnte das bedeuten, dieses Wachstum der verkauften Produkte hat sich verlangsamt?“, fragt das Wall Street Journal. „Man kann darüber nur rätseln.“ Amazon selbst kommentierte die veröffentlichten Zahlen nicht weiter.

Auch bei der bereits genannten Zahl der FBA-Artikel ist ein Vergleich zum Vorjahr kaum möglich, denn im vergangenen Jahr hatte Amazon dazu keine Zahl bekannt gegeben. Das vermittelt den Eindruck, dass Amazon sich die schönsten Zahlen herauspickt und eher unliebsame Entwicklungen erst einmal verschweigt. Für die Investoren des Unternehmens heißt das, wie das Wall Street Journal anmerkt, mehr Wartezeit: Sie werden die vollständige Geschäftsentwicklung also erst mit den Quartalszahlen, die in einigen Wochen erwartet werden, einsehen können.

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers