Viele Einzelhändler schauen nicht nur kritisch, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Besorgnis gen Online-Handel. Amazon hat seine digitale Übermacht in der Vergangenheit mehrfach bewiesen – nicht wenige Händler mussten deswegen bereits ihre Segel streichen. Nun hat sich (erneut) ein Buchhändler zu Wort gemeldet: Der Münchener Filialist findet in einem öffentlichen Schreiben deutliche Worte.

 Mann mit traurigem Gesicht

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„Amazon will die Welt beherrschen!“ – Eine klare Aussage, die vielerorts auf Zustimmung stoßen dürfte. Und mit dieser Aussage hat ein Münchener Buchhändler einen offenen Brief eröffnet, der sich in den sozialen Medien gerade wie ein Lauffeuer verbreitet. In dem Schreiben, das der Händler in seinem Schaufenster platziert hat, will er seine Kunden und die vorbeischlendernden Shopper an die gefährliche Macht von Amazon erinnern.

Steuern, Arbeitsbedingungen & Co. – Viele Kritikpunkte an Amazon

Dabei richtet der Händler den Blick auf verschiedene Aspekte, die in der Vergangenheit immer wieder an Amazon kritisiert wurden: die teils kritischen Beziehungen zu den Verlagen, die intransparenten Steuerkniffe, die vermeintlich schlechten Arbeitsbedingungen oder aber die „langweilige“ Zukunft, in der es keine Einzelhändler mehr geben wird, weil Amazon eine uneingeschränkte Marktmacht genießt.

Screenshot Facebook-Post
Screenshot, Facebook-Post © Das Buch als Magazin

Reaktionen auf Anti-Amazon-Brief schwanken

In den sozialen Medien hat sich der Beitrag rasch verbreitet. Bei Facebook wurde ein Foto des Aushanges mehrere Hundert Mal geteilt, bei Twitter bereits über tausend Mal. Die Kommentare der Nutzer sind durchaus gespalten: Viele stimmen dem Buchhändler zu und zeigen sich ebenfalls besorgt bzw. empört über die Geschäftsstrategien von Amazon. Es gibt jedoch auch Leser, die sich der Meinung des Anbieters nicht anschließen können und auf die veränderten Bedürfnisse der Kunden hinweisen, die viele Einzelhändler nicht (mehr) befriedigen können:

„Ja lieber Einzelhändler - ich liebe es auch in Deinen Laden zu gehen und mein Geld bei Dir zu lassen - leider haben sich 2016 die Kunden Bedürfnisse ein wenig gewandelt - ja auch Du hast ein Leben - deswegen machst Du Dein Geschäft auch am Samstag um 12h zu und hast Sonntag nicht offen - und stell Dir vor, der Kunde muss auch arbeiten - und das zu den gleichen Uhrzeiten wie Du Deinen tollen Laden offen hast...“, schreibt beispielsweise ein User.

Der offene Brief des Münchener Buchhändlers reiht sich in eine ganze Riege von Aktionen ein, die die Branche gegen Amazon angestoßen hat. Und es ist anzunehmen, dass es nicht die Letzte sein wird.

/ Geschrieben von Tina Plewinski

Kommentare

#1 Hans-Peter Vogt 2016-06-21 10:50
Gerade die Buchhändler haben alle einen Online-Shop, wo der online Kunde rund um die Uhr kaufen kann, Versand am nächsten Tag garantiert Schlimm ist das abfotografieren von Scans im Laden, um dann mit einem Click bei Amazon einzukaufen, obwohl der Händler gerade 20 Minuten beraten hat.

Aber ja, auch ich leide unter Amazon. Ich kann mir nicht leisten, Artikel unter 20 Euro versandkostenfr ei zu verschicken. Als Händler habe ich Amazon wieder verlassen, weil ich mit den Produkten auf Seite 1,5 Millionen o.ä. stand und die Teilnahmebeding ungen mit Schopgebühr + Verkaufsgebühr irreale Maße angenommen haben. Bei den Kunden in meinem eigenen Online-Shop habe ich nur 0,05 % Retouren, bei Amazon waren es 70-80%, nur einfach zum Spaß. Produkt gelesen oder kopiert, und dann zurückgeschickt ... ein Affentheater !!! Abgesehen davon, dass ich Geld von Amazon immer nach 30 Tagen gesehen habe, aber das Produkt sofort verschicken musste. Wehe, es kam einen Tag zu spät an. Das hagelt dann gleich Negativbewertun gen. Allerdings stelle ich fest, dass meine Verkäufe seit dem immensen Wachstum von Amazon immer mehr zurückgehen. Ich habe viele (ehemalige) Kunden, die bei mir zwar Beratung suchen, aber offen sagen, dass sie nur noch bei Amazon einkaufen. Wie lange das noch gutgeht, weiß ich nicht. Ich kann mich also dem Brief des Buchhändlers nur anschließen.

Gruß, vogt, Internetpräsens : www.fahrrad-dvd.de und www-vogt-multimedia-verlag.de



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