Bei Amazon war im Juni wieder viel los. Unter anderem hat der Online-Riese seinen zweiten Prime Day angekündigt. Aber auch in puncto Technik gibt es viele News. Allerdings lief nicht alles so glatt: Amazon musste sich auch einiges an Kritik gefallen lassen. Wir haben die wichtigsten Ereignisse aus dem Juni in unserem Monatsrückblick zusammengefasst.

Fernglas

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Und noch mehr Schnäppchen - Prime Day findet am 12. Juli statt

Amazon konnte bereits im letzten Jahr mit seinem Prime Day einen großen Erfolg feiern. Entsprechend ist es wenig überraschend, dass der Händler nun die zweite Auflage des Shopping-Events angekündigt hat. Am 12. Juli soll es dann so weit sein: Weltweit will Amazon über 100.000 Angebote, auf die allerdings nur Prime-Mitglieder zugreifen können, bieten. Allein in Deutschland und Österreich sollen mehr als 400.000 lieferbare Produkte aus der Kategorie Unterhaltungselektronik angeboten werden. Die Angebote sollen dann im Fünf-Minuten-Takt veröffentlicht werden. Wie schon letztes Jahr ist der Prime Day allerdings nur für Prime Mitglieder nutzbar, was sehr wahrscheinlich wieder zu erheblicher Kritik führen wird. Denn bereits 2015 erklärte die Verbraucherzentrale, dass die Trennung der Verbraucher in Kunden erster Klasse (nämlich die Prime-Mitglieder) und die Kunden zweiter Klasse (die Nicht-Prime-Mitglieder, die ausgeschlossen werden) negativ zu bewerten sei.

Amazon verstärkt Hardware-Aktivitäten

Erst vor Kurzem hat Amazon seinen Kindle Oasis vorgestellt. Nun legt Amazon nach und hat seinen Kindle Basic-Reader verbessert. Vor allem das schlanke Design des neuen/alten Kindle soll die Kunden überzeugen: War das Vorgängermodell noch 191 Gramm schwer und hatte die Maße 169 x 119 x 10,2 Millimeter, so schlägt der neue Kindle nur noch mit 161 Gramm und Maßen von 160 x 115 x 9,1 Millimetern zu Buche – er ist also schmaler, dünner und leichter. Auch in puncto Speicherplatz hat Amazon nachgelegt. Dieser soll jetzt doppelt so groß sein als beim alten Modell. Kleiner Wehrmutstropfen: An der vergleichsweise schwachen Auflösung von 600 × 800 Pixeln und 167 dpi wird nichts geändert.

Aber die neue Version des Kindle ist nicht die einzige Technik-Neuerung. Der Dash-Button soll populärer werden und entsprechend sollten im Juni dutzende neue Hersteller vorgestellt werden, die bei den Dash-Buttons mitmachen. Allerdings hat der Dash-Button so seine Anlaufschwierigkeiten: Laut einer Studie benutzen weniger als die Hälfte der Kunden, die Dash Buttons gekauft haben, diese auch. Zudem zeigt der Button keinen Preis an, was für einige Kunden wohl zu einer bösen und vor allem teuren Überraschung geführt hat, da sich manche Preise vom ersten zum zweiten Kauf stark erhöht haben sollen.

Streaming, Streaming und noch mehr Streaming

Amazon hat zwar mit Prime Music bereits einen Musik-Dienst, doch scheint der Online-Händler damit nicht zufrieden zu sein. Gerüchten zufolge will Amazon Prime Music nun ausbauen und zu einer veritablen Konkurrenz von Apple Music und Spotify machen. Der Dienst soll angeblich 9,99 US-Dollar monatlich kosten und unabhängig vom Prime-Jahres-Abo buchbar sein.

Neben dem neuen Dienst konnte sich Amazon in Deutschland die Rechte an der Übertragung der Bundesliga für die Saison 2017/18 sichern. Allerdings handelt es sich bei den Rechten nur um die Audio-Streamingrechte - Leidtragender ist der bisherige Rechte-Inhaber Sport1. Die Übertragungsrechte für den UKW-Radioempfang sicherte sich einmal mehr die ARD. Allerdings sind die Übertragungen (wieder) nur für Prime Mitglieder hörbar.

Amazon Fresh in London und Eigenmarken

Amazon hat neben neuer Hardware aber auch noch weitere neue Services im Angebot. So wurde Amazon Fresh nun auch außerhalb der USA gestartet. Der Dienst ist seit Anfang Juni für Prime-Mitglieder in den nördlichen und östlichen Stadtgebieten von London verfügbar und bietet mehr als 130.000 Milchprodukte, Backwaren und andere frische Lebensmittel an.

Es wird abzuwarten sein, ob Amazon im Fresh-Service auch seine neuen Eigenmarken anbieten wird. Denn wie jetzt bekannt wurde, verkauft Amazon auch selbst produzierte Lebensmittel – also zumindest in den USA. Die neuen Eigenmarken von  Amazon nennen sich „Mama Bear“ und „Happy Belly“.

Amazon zieht sich den Unmut seiner Händler zu

Im Juni hatte Amazon jedoch auch mit der ein oder anderen Negativschlagzeile zu kämpfen. So wurde bekannt, dass Amazon in den USA die Kosten für chinesische Online-Händler beim FBA-Programm senkt. Bereits seit einem Jahr hat Amazon.com den Dienst Fulfillment by Amazon (FBA) für kleine Produkte eingeführt, bei dem sich Amazon um die Logistik und den Versand für die Online-Händler kümmert. Nun sollen die Preise dafür um bis zu 67 Prozent gesunken sein. Das Ziel von Amazon.com ist demnach, chinesische Händler davon zu überzeugen, die Produkte, wie eben Ladekabel und anderes Smartphone-Zubehör, bei Amazon in China zu lagern und dann über Amazon in die USA zu versenden. Mit diesem Schritt setzt Amazon sowohl Alibaba als auch die eigenen Händler unter Druck.

Während sich Amazon USA bei den eigenen Händlern unbeliebt macht, hat Amazon UK scheinbar Probleme mit Händlern, die ohne eine Steuer-Identifikationsnummer arbeiten und sich so die Mehrwertsteuer auf ihre Produkte sparen wollen. Bei diesen Händlern soll es sich primär um chinesische Händler handeln. Laut den britischen Steuerbehörden entgeht dem Fiskus durch diese Praxis eine Summe von rund 1,5 Milliarden britischen Pfund (etwa 1,95 Milliarden Euro) im Jahr an Steuergeldern. Amazon UK hatte vor Monaten noch behauptet, nicht für die Überprüfung der Steuerpraxis seiner Händler verantwortlich zu sein.

Aber auch in Deutschland hat Amazon den Unmut seiner Händler auf sich gezogen. Wie von mehreren Amazon-Händlern berichtet wurde, soll Amazon die Produkte von Händlern zum Angebotspreis aufkaufen und diese dann nach eigenen Angaben möglicherweise über die internationalen Amazon-Ableger (z.B. Amazon.co.uk) weiterverkaufen. Was erst mal nicht problematisch klingt, hat jedoch einen Haken, denn es gibt durchaus auch steuerrechtliche Aspekte zu bedenken. Von möglichen Vertriebsbeschränkungen mal ganz abgesehen. Alle Hintergründe dazu lesen Sie hier.

 

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Geschrieben von Julia Ptock




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