Vergangenen Freitag ging die Amazon-Extravaganza, The Grand Tour, in die zweite Runde. Dieses Mal landeten Clarkson, Hammond und May in Johannesburg und versuchen sich als Hobby-Soldaten. Das geht auf Kosten der Autos.

Hammond und Clarkson bei der Armee-Übung
Screenshot: The Grand Tour

Johannesburg – die südafrikanische Hauptstadt war die zweite Station der Grand Tour von Clarkson, May und Hammond. Direkt zu Beginn der zweiten Folge gab es ein kleines Stück Nostalgie für Top Gear-Fans: Clarkson zählte auf, was die drei Moderatoren in dieser Folge im Schilde führten: „I drive a saloon car, James drives a catering lorry, and Richard has a knife fight.“

Im ersten Beitrag legte die Show dann gewohnt PS-lastig los: Im Fokus stand der Aston Martin Vulcan, ein Hypercar, wie es im Buche steht. Ohne Straßenzulassung, aber vollständig auf Leistung ausgelegt, wird der Wagen zu einer Rennstrecke geliefert, von Mechanikern vorbereitet und kann dann vom Besitzer ausgefahren werden. Neben den üblichen Sperenzchen und „Missgeschicken“ (Clarkson kann seinen doch schon gealterten Körper zunächst nicht an dem Überrollkäfig vorbei in das enge Cockpit falten) gibt es die gewohnten Informationen zu Fahrverhalten, ausgedrückt in einigen mehr oder weniger passenden Metaphern („Es ist, als wäre man in einem Raum mit einem Bären, der darüber nachdenkt, dich anzugreifen.“).

Bei der anschließenden Runde in den Händen des professionellen Fahrers Mike Skinner aka The American kann der Vulcan immerhin die schnellste Zeit auf den Asphalt legen. Nebenbei beweist The American, dass die Entscheidung seinerzeit bei Top Gear, The Stig nicht sprechen zu lassen, vollkommen richtig war: Skinner murmelt seinen amerikanisierten Unfug über die Untauglichkeit des Wagens während der Runde ins Mikro und ist dabei weder informativ noch unterhaltsam. Man wünscht sich fast, Clarkson und Co. würden den ersten weißen Stig Ben Collins wieder zurückholen und ihn stillschweigend die Runden drehen lassen – oder ihrem amerikanischem Kompagnon zumindest den Mund verbieten.

Operation Wüstenkrampf ist auch genau das

Den Großteil der Sendung machte dann die namensgebende Operation Wüstenkrampf aus: Clarkson, May und Hammond sollen einen Trainingskurs für Spezialeinheiten der Armee absolvieren. Stirbt einer von ihnen, geht es wieder ganz von vorne los. Erwartungsgemäß ist die Zahl der Tode hoch, irgendwann erschießen die Moderatoren sich gegenseitig, weil sie sich auf die Nerven gehen. Am Ende gelingt Clarkson zwar das heroische, an Pathos kaum zu übertreffende Überqueren der Ziellinie – von Autos ist in diesem Beitrag allerdings herzlich wenig zu sehen. Zum Einsatz kommen lediglich ein Catering-Truck und ein Audi S8, die erst nach viel zu langer Zeit entdeckt werden. An einer Stelle merken die Moderatoren sogar an, dass es schließlich eine Auto-Show sei, also sollten sie doch ein Auto nutzen.

Dabei haben Clarkson, May und Hammond früher bei Top Gear bewiesen, dass sie sich mit Autos in Armee-Gelände herumtreiben können. Da wurde ein Kleinwagen auf seine Fähigkeit als Landungsfahrzeug überprüft oder der Wagen eines Drogendealers mithilfe der Armee zerstört (natürlich nach entsprechender Verfolgungsjagd). Der Knackpunkt: Der Wagen war immer im Einsatz. Jetzt schlichen sich die Moderatoren mehr schlecht als recht durch den Übungskurs und sorgten mit ihrer Unfähigkeit zwar durchaus für unterhaltsame Momente – überzeugen kann der Beitrag aber nicht völlig.

Mehr Zeit für Autos wäre gewesen

Nebenbei sei bemerkt, dass die Segmente Conversation Street und Celebrity Brain Crash beibehalten wurden. Während ersteres ein unterhaltsames Gespräch mit Publikumsumfrage mit sich brachte, gab es bei zweiten wieder einen Promi, der es nicht ins Studio schaffte – die vermeintliche Charlize Theron (vermutlich eher ein Bodydouble), wurde auf dem Weg ins Studio vom Löwen gefressen, ein paar Sekunden später wurde das Segment wieder abgehakt. Wieso es in der Sendung bleibt, weiß der Geier – einen Mehrwert bieten die rund 30 Sekunden kaum.

Immerhin: James May besuchte ein typisch südafrikanisches Drift-Event und zeigte damit einen Auto-Aspekt der Kultur. Zudem war im Studio ein Mann zu Gast, der einen Le-Mans-Rennwagen selbst nachgebaut hatte – anhand eines Modells im Maßstab 1:32. Leider waren beide Segmente sehr kurz, um dem Soldatentum von Clarkson, May und Hammond mehr Platz einzuräumen. So beschränkte sich das Interview mit dem Hobby-Le-Mans-Bastler auf einige wenige oberflächliche Fragen, eine Fahrt mit dem Replika-Wagen war ebenfalls nicht drin.

 

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers




Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren