Mit einem eigenen Prime-Kanal, u. a. für die Übertragung der Champions League, will Amazon die Sportfans noch mehr binden – TV-Rechte-Experte Kay Dammholz erklärt, wie.

Fußball-Spieler
Mikhail Kolesnikov / Shutterstock.com

Der Ball wird wieder rollen bei Amazon – zumindest der Fußball der UEFA Champions League. Gab es im vergangenen Jahr noch Unverständnis am teilweisen Rückzug Amazons aus der Bundesliga-Übertragung, stürmt Amazon in Sachen Sport-Streaming wieder nach vorn. Der Online-Gigant hat in Deutschland laut golem eine Rundfunklizenz beantragt und will damit unter anderem die UEFA Champions League (CL) übertragen, wie uns ein Amazon-Sprecher mitteilt. 

Amazon zeigt bei Prime Live Sports 16 CL-Spiele

Bei dem neuen Kanal „Prime Live Sports“ sollen Live-Übertragungen von Amazons Sportangebot für Prime-Mitglieder ohne Zusatzkosten bei Prime Video laufen, wie Amazon-Sprecher Michael Ostermeier erklärt. Amazon hatte sich unter anderem die Rechte für 16 Live-Spiele der CL 2021/22 gesichert, wird aber auch andere Sportarten zeigen. 

Kay Dammholz ist Experte für die TV-Rechtevergabe und erklärt, was Amazon mit „Prime Live Sports“ alles vorhaben könnte: „Ich gehe davon aus, dass es kein durchgehender 24/7-Sender sein wird, sondern dass der Sender nur aufgeschaltet wird, wenn er für (Live-)Übertragungen gebraucht wird. Sobald der Sender Prime Video Live dann aber steht, kann ich mir gut vorstellen, dass Amazon dort auch weitere (in Zukunft erworbene) Sportrechte und/oder Entertainment-Inhalte wie Filme, Serien und Dokus zeigen könnte.“

Was hat Amazon mit seinem neuen Prime-Kanal vor?

Amazon könnte sich mit seinem neuen Prime-Kanal dem linearen Fernsehen wieder etwas annähern. „Der Vorteil würde darin liegen, dass Amazon Prime Video einige seiner User mit seinem großen Angebot schlichtweg überfordert und mit einem linearen Kanal, der einfach immer läuft, würde man dem User eine entspannte Lean-Back-Experience bieten, d. h. er müsste sich nicht mehr krampfhaft für einen Inhalt entscheiden, sondern er könnte sich erst einmal zurücklehnen und inspirieren lassen“, vermutet Dammholz.

Amazon-Nutzer würden bei „Prime Live Sports“ auch wieder von Amazons Service und Datensammelei profitieren: „Natürlich würde Amazon das User-Verhalten genau beobachten und die durchlaufende Programmierung (sofern es dazu kommt) stets optimieren, um den linearen Kanal bestmöglich als Promotion- und Engagement-Tool zu nutzen“, schätzt Dammholz.

Amazon könnte den Kanal aber später möglicherweise auch für andere lineare bzw. Live Events nutzen. Auch Kooperationen mit Sky seien möglich: So könnten die Amazon-CL-Spiele in Gaststätten und Sport Bars gezeigt werden. Eine Einspeisung des Amazon-Senders bei anderen Plattformen (z. B. Telekom, Vodafone, Sky, DAZN) hält Dammholz dagegen eher für unwahrscheinlich. 

Das übergeordnete Ziel ist bekannt: Mit neuen attraktiven Prime-Video-Inhalten lockt und hält Amazon die zahlungskräftigen Prime-Abonennten. Die Entscheidung über die Vergabe der für den geplanten Amazon-Sender nötigen Rundfunklizenz soll Anfang Februar fallen. 

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Geschrieben von Markus Gärtner




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