Neben Jeff Bezos und den Amazon Studios werden auch die Erben Tolkiens für ihre Beteiligung verklagt.

Rings of Power Presse-Event
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So viel Selbstvertrauen muss man erst einmal haben: Der Fantasy-Autor Demetrious Polychron reichte jetzt eine Klage gegen Jeff Bezos, einige Führungskräfte der Amazon Studios und die Tolkien-Erbengemeinschaft Tolkien Estate ein. Denn die in deren Zusammenarbeit entstandene Fantasy-Serie „Rings of Power“ soll sich stark an Polychrons eigenem Werk „The Fellowship of the King: The War of the Rings“ orientiert haben. Das Problem ist nur: Polychron hatte selbst keinerlei Genehmigung, das geistige Eigentum Tolkiens zu benutzen.

Bücher waren nie durch Tolkien Estate anerkannt

Eine Fan-Fiction ist eine durch einen Fan erstellte fiktive Geschichte, die auf bestehenden Werken basiert. So schreiben Fans beispielsweise die Geschichte ihres Lieblingscharakters gemäß ihrer eigenen Wunschvorstellungen weiter. Rechtlich gesehen werden derartige Storys von den Rechteinhabern für gewöhnlich geduldet – zumindest so lange mit diesen kein Geld verdient wird. 

Doch genau das tat Polychron mit seinen Büchern. Das besagte Buch konnte man sowohl im Amazon Kindle Store sowie auch als Hardcover-Buch auf Amazon direkt erwerben. Wie das Portal The Gamer berichtet, habe Polychron vor der Veröffentlichung versucht, eine offizielle Genehmigung des Tolkien Estate zu erwirken. Diese haben ihm jedoch nie geantwortet. Er stellte sein Manuskript schließlich 2019 persönlich einem Enkelsohn Tolkiens zu, in der Hoffnung, eine Reaktion zu erhalten.

Die Amazon-Serie befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der Planung. Polychron behauptet jetzt, dass sein damals zugestelltes Manuskript als Inspiration für die Serie herangezogen wurde. Hier nun aber Copyright-Ansprüche geltend zu machen ist durchaus gewagt, wenn man nicht einmal selbst die Rechte an der Materie besitzt.

 

Diese Stellen soll Amazon abgekupfert haben

Besonders spannend wird es bei einem Blick auf die konkreten Elemente, welche laut Polychron geklaut wurden. So beanstandet der Autor beispielsweise die Namensgebung diverser Charaktere. Das Hobbitmädchen Eleanor Brandyfoot aus der Amazon-Serie solle beispielsweise auf seine „Elanor“ zurückgehen. Blöd nur, dass de facto beide Charaktere eigentlich auf Samwise Gamgees Tochter Elanor aus dem Tolkien-Original zurückgehen. 

Ähnlich wirr sind die Besitzansprüche, die Polychron hinsichtlich der kriegerischen Elbin Galadriel erhebt. Hier benennt er ganz konkret eine Zeile auf Seite 157 aus seinem Buch. Richig gelesen: Eine einzelne Zeile hatte er Galadriel gewidmet. Tolkien hatte dagegen diese Hintergrundgeschichte in seinem Werk, Silmarillion, bereits deutlich ausführlicher beschrieben.

Auch weitere angeblich gestohlene Elemente sind dabei ziemlich an den Haaren herbeigezogene Namensähnlichkeiten oder eben Dinge, an denen Polychron selbst nie irgendwelche Rechte innehatte. 

250 Millionen US-Dollar Schadensersatz gefordert

Die Klage auf Urheberrechtsverletzung wurde am 14. April vor dem US District Court for Central California eingereicht. Von den Beklagten fordert Polychron eine Gesamtsumme von 250 Millionen US-Dollar. Aufgrund der Sachlage ist es jedoch wahrscheinlicher, dass mindestens das Tolkien Estate zu einem Gegenschlag ausholt und den Autoren hinsichtlich seiner nicht genehmigten kommerziellen Verbreitung von Fan-Fiction belangt. 

Die besagten Werke sind inzwischen, wenig verwunderlich, nicht mehr über Amazon erhältlich.

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Geschrieben von Ricarda Eichler