Kommt Amazons E-Book-Flatrate „Kindle Unlimited“ bald nach Deutschland? Die Anzeichen verdichten sich, denn in der letzten Woche ist der Service bereits in Großbritannien gestartet und könnte zur Frankfurter Buchmesse in Deutschland vorgestellt werden.

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Britische Amazon-Kunden können ab sofort Amazons Flatrate-Angebot für E-Books nutzen. Das gab der amerikanische Online-Marktplatz in einer Pressemitteilung bekannt. Und auch in Deutschland könnte der Dienst eventuell zur Frankfurter Buchmesse am 8. Oktober eingeführt werden. Das berichtete die WirtschaftsWoche am Samstag, unter Berufung auf Quellen aus verschiedenen Verlagen.

Nur wenige große Verlage im Angebot

Dem Artikel zufolge werden beim Deutschlandstart wohl nur wenige große deutsche Verlagshäuser mit ihren Titeln im Sortiment von „Kindle Unlimited“ vertreten sein, denn das Verhältnis zwischen Amazon und einigen deutschen Verlagen gilt nach wie vor als angespannt. So befinden sich die Bonnier-Verlagsgruppe und Amazon weiterhin in intensiven Verhandlungen und im Zuge dessen, haben sich auch einige deutsche Autoren zum Widerstand gegen Amazon formiert.

Doch das dürfte Amazon im Falle eines baldigen Starts von „Kindle Unlimited“ relativ wenig stören, denn gerade kleinere Anbieter und Verlage wollen sich an dem Dienst beteiligen, wie die Wirtschaftswoche berichtet. „Wir machen da mit, das Flatrate-Lesen ist ein Modell der Zukunft“, erklärte zum Beispiel Verlegerin Beate Kuckertz von Dotbooks.

Konkurrenz und Gesetzeslage

So einfach wird der Deutschlandstart für „Kindle Unlimited“ allerdings nicht werden, denn bereits jetzt gibt es eine Handvoll Anbieter wie Skoobe, die Bücherfreunde teilweise seit ein paar Jahren schon mit einer Flatrate beglücken. Neuester Zuwachs im Bereich E-Book-Flatrates in Deutschland ist Readfy, das in der letzten Woche seine Beta-Testphase beendet hat und seine Nutzer nun als werbefinanziertes Freemium-Modell kostenlos mit Büchern versorgt. Allerdings können weder Skoobe noch Readfy mit der schieren Masse von E-Books in Amazons Sortiment mithalten und könnten nur durch ein gutes Angebot an Exklusiv-Titeln Amazon das Wasser reichen.

Neben der bereits bestehenden Konkurrenz, muss sich Amazon allerdings auch mit einigen rechtlichen Problemen herumschlagen, denn es stellt sich die Frage, ob so ein Flatrate-Modell wie jenes von „Kindle Unlimited“ in Deutschland rechtlich gesehen überhaupt funktionieren kann. Denn anders als in den USA oder Großbritannien, gibt es in Deutschland eine Buchpreisbindung, die solchen Geschäftsmodellen entgegensteuern könnte. Doch ist das wirklich so?

Diese Frage hatte sich auch neuhandeln.de gestellt und sich deshalb beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels erkundigt, ob so ein Flatrate-Modell in Deutschland überhaupt möglich ist und die Antwort ist eindeutig: Ja, es ist möglich, denn die Preisbindung gilt nur für den Verkauf von Büchern, nicht für das verleihen. “Preisbindungsrechtlich sind Flatrate-Modelle für den zeitlich begrenzten Zugriff durch den Kunden zulässig, da die Buchpreisbindung nur beim Verkauf von Büchern anwendbar ist. Wird das Buch nur für einen bestimmten Zeitraum genutzt, ist dies mit der Vermietung eines Buches vergleichbar. Eine Flatrate als monatlicher, vierteljährlicher oder jährlicher Mietpreis für eine definierte Zahl downgeloadeter E-Books ist also zulässig.”, so die Antwort des Börsenvereins.

Mögliche Auswirkungen auf den deutschen E-Book-Markt

Amazon hat sich noch nicht zu den Gerüchten um einen baldigen Start von „Kindle Unlimited“ in Deutschland geäußert, allerdings dürfte es nicht mehr lange dauern, bis es auch von dort Neuigkeiten geben wird. 

Wenn „Kindle Unlimited“ in Deutschland vorgestellt wird, dann werden sich die Verlage wohl reiflich überlegen müssen, ob sie wirklich nicht daran teilnehmen wollen oder lieber doch, denn getreu dem Motto „In ist wer, drin ist“ wird wohl kein Weg an Amazons E-Book-Flatrate vorbeiführen, wenn die Verlage weiter Umsatz machen wollen. „Kindle Unlimited“ könnte sich also in Zukunft zu einem weiteren Hebel entwickeln, den Amazon gegen die Verlage nutzen kann.





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