Amazon kauft Twitch für 970 Millionen US-Dollar und avanciert damit zum Big Player der Videospielbranche. Konkurrent Google geht leer aus und wird künftig noch stärker mit Amazon konkurrieren.

© 2014 Twitch Interactive, Inc.

In Sachen Videospiele hatte man bislang nicht unbedingt Amazon auf dem Schirm. Nun hat das Unternehmen für rund eine Milliarde US-Dollar das Online-Spiele-Plattform Twitch gekauft. Seit Wochen war Google mit einer möglichen Übernahme in Verbindung gebracht worden und jetzt hat Amazon plötzlich zugeschlagen. Was hat Amazon mit Twitch vor und wieso ist das Online-Portal dem Unternehmen fast eine Milliarde US-Dollar wert?

Twitch ist eine Online-Plattform, die eine Art Community für Videospieler aus der ganzen Welt darstellt. Sie können dort zum Beispiel anderen Nutzern die Möglichkeit geben, ihnen live beim Spielen eines Videospiels zuzuschauen oder andere Videospiele kommentieren. Zudem werden auf der Plattform zunehmend E-Sports-Veranstaltungen abgehalten, große Events in denen tausende von Spielern gegeneinander um Preisgelder und Titel antreten.

Warum Google und Amazon Twitch wollten

Dass Google an Twitch interessiert war, liegt nahe. Denn mit Youtube hatte Google eigentlich bereits ein Portal, dass von Videospielern zum Teilen ihrer Videos und kommentieren von Spielerlebnissen genutzt wurde. Allerdings lange nicht so intensiv wie auf Twitch, das mit erstaunlichen Marktanteilen punkten kann. Gemessen am Datenverkehr, landete die Online-Plattform im Februar nämlich hinter den Internetriesen Google, Netflix und Apple. Zudem verfügt Twitch über offenbar sehr treue Nutzer: Nach einer eigenen Ergebung des Portals, verbringen die Twitch-Nutzer rund 20 Stunden pro Woche auf dem Portal. Im Monat hat Twitch rund 55 Millionen aktive Nutzer.

© Screenshot www.twitch.tv

Und seit heute ist Twitch die teuerste Übernahme in der Geschichte von Amazon. Dabei hatte Google erst im vergangenen Monat zugegeben, Twitch für rund eine Milliarde US-Dollar übernehmen zu wollen. Für Youtube hatte Google im Jahr 2006 rund 1,6 Milliarden US-Dollar ausgegeben.

Was Amazon mit Twitch vorhat

Die Manager von Twitch haben sich letztlich aber für Amazon entschieden. Anscheinend weil sie Amazon mehr vertrauen als Google: „Wir haben Amazon ausgewählt, weil sie an unsere Community glauben, unsere Werte und Ziele teilen und uns helfen wollen diese schneller umzusetzen“, kommentierte Twitch-Geschäftsführer Emmett Shear. Dabei werde Amazon Twitch mit Ressourcen ausstatten, ohne zu sehr in die Aktivitäten einzugreifen, so Shear.

Was genau Amazon mit Twitch vorhat, wird sich noch zeigen. Allerdings ist klar, dass Amazon versuchen wird, die Plattform irgendwie zu monetisieren. Denkbar wäre zum Beispiel die Einbindung von Werbeanzeigen oder „Kaufen“-Buttons für Videospiele auf Twitch: Exklusiv und direkt bei der Zielgruppe. Auch das Sponsoring der E-Sports-Veranstaltungen wäre möglich. Weiter könnte Amazon die E-Sports-Turniere über seinen Amazon Prime-Kanal vertreiben, sodass nur Amazon-Abonnenten einen Zugang zu den Live-Streams haben würden.

Auch denkbar ist die Koppelung mit Amazon Game Studios, dem hauseigenen Spielestudio von Amazon oder Amazon Appstream und Amazon Cognito.

Die Kollegen von Venturebeat bringen die neue Marktposition von Amazon auf den Punkt: Amazon hat jetzt die Mittel, um Videospiele zu entwickeln, verkaufen, vermarkten und zu vertreiben. Und Google hätte eigentlich ähnlich viele Möglichkeiten im eigenen Portfolio gehabt, geht aber in diesem Fall gegen Amazon leer aus.