Mit dem Amazon Echo hält Alexa Einzug in deutsche Wohnzimmer. Revolutioniert die KI nun unser Leben und hört uns gleichzeitig ab? Wir haben den intelligenten Lautsprecher getestet.

Amazon Alexa

© Händlerbund

Alexa mag Jeff Bezos, sie ist nicht der Typ zum Heiraten, ihre Lieblingsfarbe ist Schwarz, manchmal auch infrarot, und über Politik und Politiker hat sie keine Meinung. Alexa ist die KI-Assistentin von Amazon, die den smarten Rundum-Lautsprecher Echo mit Leben füllt. Alexa ist ein spannendes Experiment. Aber Alexa ist nicht so intelligent, wie man es sich wohl wünschen würde. Wir haben den Echo samt seiner Sprachassistentin ausführlich getestet und erklären, warum Sie die Echo kaufen sollten – und warum nicht.

Guter Lautsprecher

Grundsätzlich ist der Amazon Echo ein klassischer, kabelloser (abgesehen wie immer vom Stromkabel) Rundum-Lautsprecher. Via WLAN oder Bluetooth bespielt man den Echo mit der eigenen Musikbibliothek oder Prime Music, aber auch Spotify wird unterstützt – allerdings nur in der Premiumvariante. Amazon hat einen 63mm-Woofer und einen 50mm-Hochtöner verbaut, der interessanterweise unterhalb des Tieftöners sitzt. Für den Preis (179,99 Euro) liefert der Lautsprecher eine durchaus gute Klangqualität mit klaren Höhen und druckvollen Bässen. Eher audiophil veranlagte Persönlichkeiten werden hier aber nicht die Mutter der bezahlbaren Lautsprecher finden. Darauf liegt beim Echo aber auch nicht das Hauptaugenmerk.

Alexa Eingabefeld

An der Oberseite gibt es nur die Aktionstaste und die Mikrofontaste, der Echo wird komplett sprachgesteuert.

Der Lichtring leuchtet, wenn Alexa "aktiv" ist (© Händlerbund)

Nachrichten, Musik und Smart Home

Der Echo soll das Leben einfacher machen, Geräte einsparen und eine All-in-One-Lösung für den Alltag sein. Das funktioniert tatsächlich. Nach erstmaliger Einrichtung und Verbindung mit dem heimischen WLAN-Netzwerk über die Alexa-Smartphone-App kann der Nutzer sofort loslegen. Für Musikdienste lassen sich Playlists anlegen, die der Echo auf Zuruf abspielt („Alexa, spiele meine Party-Playlist ab“). Ebenfalls via Spracheingabe lassen sich Tagesordnungspunkte in die To-Do-List und Lebensmittel in die Einkaufsliste eintragen. Den Wecker kann man genauso stellen wie einen Timer, um den Braten im Ofen nicht verbrennen zu lassen.Alexa App

In der App kann man Nachrichtendienste für eine Tageszusammenfassung auswählen. Alexa liest dem Nutzer dann zum Frühstück die wichtigsten News von Spiegel, Kicker und Co. vor und gibt einen Wetterausblick für den Tag. Mit sogenannten Skills lässt sich der Funktionsumfang erweitern. So lassen sich etwa Chefkoch.de oder Mytaxi hinzufügen und bei Bedarf verliest Alexa das Sonntagsbratenrezept oder bestellt ein Taxi. In Deutschland ist die Anzahl der Skills im Vergleich zu den USA noch vergleichsweise klein, mit dem Alexa Skills Kit können Entwickler aber neue Inhalte hinzufügen. Der Echo ist eben gerade erst in Deutschland gestartet.

Eines der spannendsten Features sind die Smart-Home-Funktionen. Wer passende Geräte zuhause hat, der kann sie mit Alexa vernetzen und über den Echo steuern. Derzeit unterstützt Amazon Technologien von Wemo, Hue, Innogy und einigen anderen, in Zukunft dürften weitere Anbieter hinzukommen. Alexa schaltet dann bei Bedarf das Licht im Wohnzimmer aus oder dimmt es in der Küche um 50 Prozent. Das funktioniert tatsächlich schon bemerkenswert gut. (Bildquelle: © Händlerbund - Screenshot der Alexa-App)

 

„Entschuldigung, auf diese Frage habe ich leider keine Antwort.“

Alexa kann sehr viel, wer sich aber wie im Film „Her“ wirklich mit ihr unterhalten will, der wird recht schnell ernüchtert. Das beginnt bei der Stimme, die nun wahrlich nicht verhehlen kann, dass es sich um eine Computerstimme handelt und geht weiter mit dem Umstand, dass man die KI für jede Antwort ansprechen muss. Das ist zwar logisch, denn, wenn sie nicht angesprochen wird, ist sie ausgeschaltet (und hört auch nicht mit), doch das schränkt die „Diskussionsmöglichkeiten“ arg ein. Für jede Folgefrage muss Alexa stets neu „aktiviert“ werden.

Alexa weiß manchmal durchaus zu überraschen. Auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest antwortet sie: „Der Sinn des Lebens hängt von dem jeweiligen Leben ab. 42 ist ein guter Näherungswert.“ Fragt man sie, ob sie Star Wars mag, dann bejaht sie das und versichert, „nicht dein Vater“ zu sein. Bei Herr der Ringe antwortet sie wiederum: „Entschuldigung, auf diese Frage habe ich leider keine Antwort.“ Alexa weiß, wer gerade Bundeskanzler ist, den Bundespräsidenten nennt sie aber nicht. Sie kennt die Hauptstadt von Sachsen, kommt aber mit der Fragestellung „Wie viele Einwohner hat Leipzig“ nicht klar.

An diesen Stellen zeigen sich recht schnell die Grenzen der „intelligenten“ Assistentin. Die Sprachassistentin analysiert Schlüsselwörter in der Spracheingabe, sodass man theoretisch auch lediglich entsprechende Schlagwörter nennen müsste, aber dann würde die Spracheingabe freilich weniger Spaß machen. Dieser Spaß hat eine vergleichsweise geringe Halbwertszeit. Frühzeitig hat man alle Witze durch, die Alexa erzählen kann, hat zu oft „Das weiß ich nicht. Lass uns trotzdem Freunde bleiben“ gehört, hat die mal witzigen, mal schnippischen, mal ernüchternden Antworten auf die lustigsten Fragen gehört und per „Bülüwülüwülü“ „Bücher einkaufen“ auf die To-Do-Liste gesetzt.

Kaum intelligent, aber ein guter Assistent

Aber natürlich kauft man sich den Echo nicht, um Alexa zu ärgern, sondern als smarten Assistenten, der nebenbei als Radio und Lautsprecher agiert. Und hier macht der Echo eben doch eine bemerkenswert gute Figur. Den Wecker und die Eieruhr nutzt man gar nicht mehr, in seinen Kalender schaut man nur noch sporadisch, weil man einfach Alexa fragen kann. Die Suchanfrage tippt man nicht mehr bei Google ein, weil man einfach Alexa fragen kann. Und zum Lichtschalter geht man auch nicht, weil man das einfach Alexa erledigen lassen kann. Einmal eingerichtet, kann Alexa das Zuhause tatsächlich zum Smart Home machen und das ist vielleicht die beste Nachricht zum Echo. Es ist eher ein Nice-To-Have als ein Must-Have, aber selten war ein Nice-To-Have so nützlich wie Amazons Echo.

/ Geschrieben von Christoph Pech




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