In Sachen Logistik scheint Amazon keine Grenzen zu kennen. Das Unternehmen will sich von anderen Unternehmen wie etwa der DHL oder Hermes unabhängig machen und den Versand bzw. die Lieferung seine Waren selbst übernehmen – und zwar egal ob in der Luft, auf dem Wasser oder im Straßenverkehr. Der neueste Coup sind dabei selbstfahrende Autos.

Selbstfahrendes Auto: Roboter am Steuer
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Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Amazon selbstfahrende Autos für sich entdeckt. Und wie es scheint, will das Unternehmen die hoch digitalisierten Fahrzeuge mittel- bis langfristig tatsächlich in sein eigenes Logistik-Universum integrieren. Wie die FAZ berichtet, hat Amazon zu diesem Zwecke nämlich bereits vor mehr als einem Jahr ein Team zusammengestellt, das sich genau mit diesem Thema beschäftigt.

Amazon und die Frage nach der optimalen Logistik

Die Arbeit der rund ein Dutzend Experten soll dabei weniger den Bau Amazon-eigener Fahrzeuge vorantreiben. Vielmehr gehe es darum, Konzepte und Strategien auszuloten, bei denen selbstfahrende Autos im Zentrum der Paket-Zustellung stehen. Kurzum geht der Arbeitskreis der Frage nach, ob und wie solche „Roboter-Fahrzeuge“ die Pakete selbstständig zu den Kunden bringen können.

Die Amazon Initiative befinde sich laut Wall Street Journal zwar noch in einer frühen Phase, dennoch ist das Ziel klar: Selbstfahrende Autos sollen „eine breitere Rolle in der Zukunft der Letzen-Meile-Lieferung spielen.“ Wie weit das Team bereits mit seiner Arbeit vorangeschritten ist, darüber liegen derzeit keine näheren Informationen vor.

Logistik: Selbstfahrende Autos als Allround-Lösung

Alles in allem könnte man das neue Projekt rund um selbstfahrende Autos als jüngstes Teilchen in Amazons riesigem Logistik-Puzzle betrachten: Denn der Konzern hat mit einer eigenen Flugzeugflotte und der Herrschaft über die eigenen Seewege nicht nur die langen Strecken des Warenversands unter Kontrolle. Auch die letzte Meile, also die letzten Kilometer in der Zustellung zum Kunden, hat Amazon in der Vergangenheit bereits in den Blick gerückt.

Seit Jahren forscht und entwickelt das Unternehmen beispielsweise im Bereich Drohnen, die künftig zum Einsatz kommen und die Pakte ausliefern sollen. Selbstfahrende Autos oder auch selbstfahrende Lkws können in etwa die gleiche Hightech-Logistik-Kategorie eingeordnet werden – würden sich dabei jedoch sowohl für Langstrecken-Beförderung als auch für die Letzte Meile eignen. Schließlich haben Lkw-Fahrer mit menschlichen Schwächen wie Müdigkeit oder Unaufmerksamkeit zu kämpfen, während Computersysteme von solchen Problemen befreit sind.

Wenn die technischen Voraussetzungen also gegeben sind, müsste Amazon die Frage klären, welche Methoden der Lieferung am sinnvollsten, effizientesten, kostensparendsten und kundenfreundlichsten sind – natürlich unter Berücksichtigung anderer Faktoren, wie etwa der Tageszeit, der Strecke, dem Gelände bzw. der Region oder der Witterungsverhältnisse.

Selbstfahrende Autos ergänzen Amazons Automobil-Strategie

Die Autobranche ist für Amazon grundsätzlich kein ganz neuer Bereich, in den mal eben hineingeschnuppert werden soll. Wir erinnern uns etwa an die Kooperation mit Ford, die sich ganz der Digitalisierung des Kundenalltags widmet. Durch die Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller soll die Amazon-Sprachassistentin Alexa in die Ford-Fahrzeuge integriert und darüber hinaus mit dem eigenen Heim-Netzwerk verbunden werden. Dies macht es den Nutzern beispielsweise möglich, aus dem Auto heraus per Sprachbefehl Zuhause das Licht zu dimmen, das Garagentor zu schließen oder – anders herum – von zu Hause aus den Benzinstand des Autos abzufragen.

Ebenfalls in die Kerbe der Hightech-Autos schlägt ein recht neues Patent, über das wir bereits im Januar berichtet haben. Schon dabei hat Amazon selbstfahrende Autos in den Blick gerückt – allerdings geht es im Speziellen um deren Koordinierung und das effektive und sichere Fahren: Ein neues System soll den autonomen Fahrzeugen nämlich helfen, die Fahrbahnen zu wechseln. Und zwar selbst dann, wenn es sich um mehrspurige Straßen handelt. Im Zentrum dieses Projekts steht ein zentrales System, durch das verschiedene Fahrzeuge untereinander vernetzt werden und sie sich somit über die geplanten Spurwechsel austauschen können. Auf dieser Basis können die Autos schneller vorwärts kommen.

Mit immer neuen Ideen und Projekten treibt Amazon die eigene Logistik also voran. Und es ist kein Ende der Ambitionen in Sicht…

/ Geschrieben von Tina Plewinski