Im Fall einer Klage rund um vermeintlich ungenügende Corona-Maßnahmen darf sich Amazon nun freuen.

Gericht: Justitia in der Nahaufnahme
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In den USA wurde am Montag, dem 2.November, eine Klage gegen Amazon durch einen Bundesrichter am Bezirksgericht für den New Yorker Eastern District abgewiesen. Eingereicht wurde die Klage im vergangenen Juni von vier Mitarbeitern des Versandhändlers aus dem Fulfillment-Zentrum in Staten Island, New York. Sie warfen ihrem Arbeitgeber vor, ungenügende Maßnahmen im Kampf gegen Corona getroffen und so die Mitarbeiter nicht genug vor einer Ansteckung geschützt zu haben.

Vorwurf: Produktivität auf Kosten der Sicherheit

Indem Amazon „die Richtlinien zur öffentlichen Gesundheit in Bezug auf das Coronavirus nicht befolgt“ habe, seien auch die Familienmitglieder der Mitarbeiter vor Ort einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt worden, so der Vorwurf laut CNBC. Grundsätzlich hätte Amazon demnach die Produktivität im Logistikzentrum über die Sicherheit des Personals gestellt.

Als weiterer Punkt im Rahmen der Klage wurde der Vorwurf gelistet, dass der Konzern auch gegen das New Yorker Arbeitsrecht verstoßen und Corona-Krankengeld nicht „rechtzeitig“ zur Verfügung gestellt hätte.

Unter jenen Mitarbeitern, die die Klage gegen Amazon angestrengt hatten, ist demnach auch Barbara Chandler. Sie soll den Dokumenten zufolge zu den ersten bestätigten Corona-Fällen des Logistikzentrums JFK8 in New York gehört und dann einen Todesfall in unmittelbarem Umfeld erlitten haben: So sei ihre Cousine, mit der sie in einem Haushalt lebte, im Frühjahr gestorben, nachdem auch sie Symptome des Virus gezeigt hätte.

Amazon verweist auf große Anstrengungen

Während in den vergangenen Monaten immer wieder ähnliche Vorwürfe gegen Amazon laut wurden, betonte der Konzern unermüdlich, immense Anstrengungen im Kampf gegen Corona unternommen und dabei auch viel Geld in den Schutz der eigenen Mitarbeiter investiert zu haben.

Auch Brian Cogan, der Richter am zuständigen Bezirksgericht, sah Amazon offenbar im Recht. Er wies die Klage der Mitarbeiter zurück: „Ohne Zweifel wäre es der beste Schutz gegen eine Ansteckung am Arbeitsplatz, [das Logistikzentrum] JFK8 während der Pandemie vollständig zu schließen und den Mitarbeitern weiterhin Löhne und Leistungen zu bieten“, zitiert CNBC Cogan. „Aber jemand muss ein Gleichgewicht zwischen der Aufrechterhaltung eines bestimmten Betriebsniveaus und einem gewissen Maß an Schutzmaßnahmen finden.“

Das Urteil wurde unter anderem von mitarbeiternahen Interessengruppen kritisiert und beispielsweise als „verheerend“ für die Angestellten des Online-Riesen bezeichnet. Der Schritt zur Berufung wurde offengehalten.

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Geschrieben von Tina Plewinski