Überdurchschnittlich viele Führungskräfte haben Amazon in letzter Zeit den Rücken gekehrt – unter anderem wegen zu niedriger Gehälter.

Sanduhr auf Schreibtisch
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Dass die Arbeit als Mitarbeiter in einem von Amazons Logistikzentren oder als Lieferfahrer hart und eher schlecht bezahlt ist, weiß man. Doch auf höherer Ebene müsste es den Managern und Teamleitern doch eigentlich gut gehen – immerhin gehört Amazon zu den wertvollsten Unternehmen der Welt, ist in vielen Bereichen Marktführer und hat zuletzt besonders von der Coronakrise profitiert. Dennoch hätten in den vergangenen 15 Monaten überdurchschnittlich viele Führungskräfte gekündigt, hat Business Insider analysiert. Dafür hat das Portal öffentliche Quellen und LinkedIn-Profile ausgewertet und mit Insidern gesprochen.

Demnach hätten mindestens 45 Vice Presidents und Senior Executives Jeff Bezos’ Unternehmen in den vergangenen 15 Monaten verlassen. Das entspräche auf dieser Management-Ebene einer Fluktuationsrate von mehr als zehn Prozent und sei eine „Seltenheit für ein Unternehmen, das sich einst mit der Loyalität und der langen Beschäftigungsdauer seiner am meisten geschätzten Führungskräfte rühmte“, merkt Business Insider an. Darunter sind so wichtige Ex-Verantwortliche wie die Senior Vice Presidents Jeff Blackburn (für Streaming und Unternehmensentwicklung verantwortlich) und Steve Kessel (stationäre Läden). Auch Tim Bray, damals Vize-Chef von Amazons wichtiger Cloud-Sparte AWS, verließ im Mai 2020 mit großem Aufsehen das Unternehmen. 

Das sind die Gründe für das Aus bei Amazon

Als Gründe werden von den anonymen Ex-Amazon-Managern niedrige Gehälter, mangelnde Aufstiegschancen und die bestehende Unternehmenskultur genannt. So seien einige Amazon-Führungskräfte etwa bei StartUps gelandet, bei denen sie auf höheren Positionen einsteigen sowie deutlich mehr verdienen und entscheiden können, heißt es. Außerdem sei Amazon mittlerweile zu aufgebläht, bürokratisch und langsam – das entspräche kaum noch der von Jeff Bezos einst und immer noch proklamierten „Day One“-Mentalität, so die Kritik.

So erklärt Amazon die Kündigungen seiner Führungskräfte

Amazon erklärte, dass das Unternehmen die Vergütung der Führungskräfte jährlich überprüfe und aktualisiere. Außerdem seien über 150 ehemaliger Führungskräfte zu Amazon zurückgekehrt. „Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt zehn Jahre für unsere Vice Presidents und mehr als 17 Jahre für unsere Senior Vice Presidents. Wie in jedem Unternehmen verlassen Menschen von Zeit zu Zeit das Unternehmen aus persönlichen oder beruflichen Gründen – viele kehren im Laufe ihrer Karriere zum Unternehmen zurück“, erklärte ein Amazon-Sprecher.

Manche ehemalige Amazon-Manager ziehen sich auch einfach nur zurück, weil sie genug verdient haben, wie Allan Vermeulen. „Ich bin jetzt 55 Jahre alt, ein vernünftiges Alter, um in den Ruhestand zu gehen. Und die Aktie hat in den letzten Jahren viel an Wert gewonnen“, sagte der Ex-Vice-President. 

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Geschrieben von Markus Gärtner




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