Die Zahlen, die Amazon für das zweite Quartal präsentiert hat, entsprechen nicht den hohen Erwartungen der Anleger.

Lächeln auf einem Amazon-Paket
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Für gewöhnlich ist Amazon in der Lage, Kunden und Anleger in wahre Begeisterungsstürme zu versetzen. Doch die Bilanz, die der Konzern nun für das zweite Quartal vorgelegt hat, zeigt, dass die vergangenen Wochen und Monate auch für den Online-Riesen nicht ganz so einfach waren – zumindest ist die ganz große Primus-Bilanz dieses Mal ausgeblieben.

Den Umsatz konnte Amazon in Q2 um satte 27 Prozent auf 113 Milliarden Dollar ankurbeln. Diese Steigerung reichte den Analysten allerdings nicht aus, denn sie erwarteten nach Angaben von Spiegel Online rund zwei Milliarden Dollar mehr. Enttäuschung könnte sich gerade deshalb eingestellt haben, da das Umsatzplus im ersten Quartal noch bei enormen 44 Prozent lag. 

Ein Blick auf den Konzerngewinn zeigt, dass dieser ein noch deutlich größeres Wachstum hinlegen konnte als der Umsatz: In den Monaten April bis Juni stieg er um kräftige 48 Prozent an und erreichte einen Wert von 7,8 Milliarden Dollar. Dies entspreche dem zweithöchsten Quartalsergebnis in der Geschichte des Konzerns.

Online-Handel zeigt Schwächen

Dass der Konzernumsatz nicht recht überzeugen konnte und an Zugkraft verlor, ist unter anderem auf den Online-Handel zurückzuführen. In der E-Commerce-Sparte stiegen die Umsätze nur um 13 Prozent, „in den vorangegangenen beiden Quartalen waren es noch jeweils mehr als 40 Prozent“, berichtet die FAZ

Das überrascht insofern, da Amazon seine Schnäppchen-Schlacht „Prime Day“ in diesem Jahr vorverlegt hatte: Bisher fiel er (abgesehen vom Coronajahr 2020) stets auf den Monat Juli und gab damit dem dritten Quartal einen Umsatzschub. In diesem Jahr allerdings wurde er bereits im Juni zelebriert – für satten Rückenwind beim Umsatz sorgte die Rabattaktion jedoch offenbar nicht.

Cloud-Sparte wie gewohnt stark

In altbekannter Stärke präsentierte sich hingegen Amazons Cloud-Segment. AWS, die Amazon Web Services, verzeichneten ein Umsatzwachstum in Höhe von 37 Prozent, was dem größten Plus seit mehr als einem Jahr entspricht. Damit leistete die Amazon-Cloud wieder einen enormen Beitrag zum gesamten Betriebsgewinn – er lag bei mehr als der Hälfte. „Stark gewachsen ist auch die Sparte mit Online-Werbung, die ebenfalls überproportional hohe Gewinnmargen haben dürfte“, heißt es weiter.

Die Quartalsergebnisse von Amazon waren auch im nachbörslichen Handel spürbar, wo die Aktie des Konzernriesen zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent verlor. Dazu beigetragen haben sicher nicht nur die Zahlen aus dem zweiten Quartal, die bei Analysten Enttäuschung hervorriefen, sondern auch die Aussichten. Statt einer großen Erholung und neuem Schwung sieht Amazon laut Spiegel eher einer weiteren Abschwächung entgegen.

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Geschrieben von Tina Plewinski