Und da ist der Juli auch schon wieder vorbei. Das heißt, es wird Zeit, einen Blick zurückzuwerfen. Und bei Amazon war wieder viel los. Außer im Zuge des Prime Day gab es letzten Monat für Amazon allerdings wenig Gründe zum Feiern, wenn man zum Beispiel an die anhaltende Kritik bezüglich der Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren denkt.

Fernglas

(Bildquelle Eye oft he Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Prime Day – erfolgreicher als der Black Friday 2014

Amazon feierte seinen 20. Geburtstag. Und wenn Amazon feiert, dann richtig. Mit einer umfangreichen Marketing-Kampagne und Rabatt-Versprechen heitze Amazon seinen Prime-Kunden ein. Der Prime Day sollte laut eigenen Angaben ein „globales Einkaufserlebnis“ werden, das sogar den genannten Black Friday in den Schatten stellt. Am 15. Juli war es dann endlich soweit und das Shopping-Event begann. Doch so ganz konnten die Angebote die Prime-Mitglieder nicht überzeugen. Im Netz zeigten sich die Kunden kritisch und teilweise zutiefst enttäuscht. Amazon selbst hingegen feierte sich bis zum Ende und kann tatsächlich sehr gute Zahlen vorweisen. So nutzen mehrere hunderttausend User die einmonatige Probe-Prime-Mitgliedschaft, um am Prime Day teilnehmen zu können. Wie viele davon am Ende tatsächlich bei Amazon bleiben, ist jedoch noch nicht abzusehen.

In puncto Verkäufen wurden weltweit an diesem Tag 34,4 Millionen Produkte bestellt. Im Detail gerechnet gingen damit pro Sekunde 398 Bestellungen bei Amazon ein. Übrigens: Crocs Sandalen waren nach dem Fire TV Stick der meist bestellte Artikel in Deutschland. Amazon hat indes angekündigt, denn Prime Day sehr wahrscheinlich zu einem festen Event zu machen. Der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dürfte das weniger gefallen – zumindest dann, wenn der Prime Day weiterhin nur Prime-Mitgliedern offen steht. Denn nach Ansicht der Verbraucherzentrale macht Amazon mit dem Prime Day ein Zwei-Klassen-System auf und unterteilt in Prime-Mitglieder und Nicht-Prime-Mitglieder.

Launchpad: Amazon will StartUps unterstützen

Amazon hat sich mit Launchpad die Unterstützung von StartUps ganz groß auf die Flagge geschrieben. Als eine Art Starthilfe-Programm bietet Amazon den Jungunternehmern vor allem eines: eine enorme Reichweite. StartUps können sowohl auf „hunderte von Millionen von Amazon-Kunden auf der ganzen Welt“ zugreifen als auch von der Erfahrung, der Expertise und Infrastruktur von Amazon profitieren. Durch die Bereitstellung verschiedener Services sollen sich die StartUps voll und ganz auf die Entwicklung ihres eigenen Produkts konzentrieren können.

Rabatt-Aktion: Amazon vs. BGH

Amazon steht immer mal wieder wegen angeblichen Rechtsverstößen in der Kritik. Nun musste der Online-Riese aber eine herbe Niederlage einstecken. Worum es ging: Amazon hatte vor einiger Zeit im Rahmen seines Trade-In-Programms mit einer Rabatt-Aktion für Aufsehen gesorgt. Nachdem sich das OLG Frankfurt bereits auf die Seite des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels geschlagen hatte, zog nun der BGH nach und erklärte damit, dass eine von Amazon veranstaltete Rabatt-Aktion gegen die deutsche Buchpreisbindung verstieß. Begründung: Die Kunden haben durch die Gutschrift die Möglichkeit erhalten, preisgebundene Bücher unter dem Preis zu kaufen, den ein Verlag vorgeschrieben hatte.

Polen: Amazon muss sich wegen schlechter Arbeitsbedingungen rechtfertigen

Amazon wird immer wieder für die Arbeitsbedingungen in seinen Versandzentren kritisiert. Während Verdi in Deutschland schon lange Druck auf Amazon ausübt, sieht sich der Online-Riese nun auch in Polen heftiger Kritik ausgesetzt. So hat die PIP, die Staatliche Arbeitsinspektion, erhebliche Mängel und Verstöße festgestellt. Die Vorwürfe haben unter anderem den niedrigen Lohn (13 Zloty (etwa drei Euro) brutto pro Stunde), unbezahlte Überstunden, eine mangelnde Ausstattung am Arbeitsplatz oder auch fehlende Sicherheitsvorkehrungen zum Thema.

Überwacht Amazon seine Kunden?

Dass Kundenrezensionen im Online-Handel ein wichtiges Gut sind, weiß jeder, der sich mit dem E-Commerce beschäftigt. Und auch Amazon ist auf Bewertungen angewiesen. Aber nicht auf alle. Wie jetzt bekannt wurde, durfte eine Autorin das Buch eines anderen Autors nicht bewerten, da sie mit ihm bekannt ist. Das Problem: Die Autorin Imy Santiago ist mit dem anderen Autor nur über Facebook „befreundet“. Stellt sich hier jedoch die Frage, woher Amazon von dieser Verbindung weiß. Durch Amazons Verhalten kommt unweigerlich der Verdacht auf, dass der Konzern das Online-Verhalten seiner Kunden in einem noch unbekannten Umfang überwacht. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, könnte das für Amazon enorme Probleme nach sich ziehen – und das nicht zuletzt in Art eines Imageschadens.

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Geschrieben von Julia Ptock