Mit der Gebühr möchte der E-Commerce-Riese vermutlich die Kosten für Fremd-Logistik reduzieren.

Mensch an Laptop bereitet Retoure vor
Tero Vesalainen / shutterstock.com

Bisher konnten Kundinnen und Kunden weltweit Produkte, die im Rahmen ihrer Prime Mitgliedschaft gekauft wurden, unentgeltlich zurücksenden. Das scheint sich zu ändern. Denn zumindest in den USA erhebt das Unternehmen jetzt eine Gebühr von einem US-Dollar für Sendungen, die in einer UPS-Filiale abgegeben wurden – zumindest wenn eine Filiale der Amazon-Marken Whole Foods, Kohl’s oder Amazon Fresh näher oder gleich weit entfernt gewesen wäre. Wie Business Insider berichtet, scheint man damit die Kosten für Fremdlogistik deckeln zu wollen. 

Will Amazon sich von UPS abkapseln?

Die Gebühr von nur einem US-Dollar erscheint zunächst gering. Dennoch wird sie mit Sicherheit dazu führen, dass der ein oder andere Kunde sich genauer überlegt, ob und wie die Retoure ihren Weg zurück finden soll. 

Dabei führte Amazon bereits vergangenes Jahr Servicegebühren, beispielsweise für den Abholservice durch UPS oder die Nutzung von UPS-Abgabestationen innerhalb von Geschäften, ein. 

Die zunehmende Distanzierung von den UPS-Diensten macht sich indes auch bereits in den Geschäftszahlen des Logistikers bemerkbar. Ließen sich 2020 noch 13,3 Prozent des Jahresumsatzes auf Amazon zurückführen, waren es 2022 bereits nur noch 11,3 Prozent.

 

Amazon will weltgrößter Logistiker werden

Bereits seit Jahren weitet Amazon sein Logistikgeschäft mehr und mehr aus. Neben neuen Standorten setzt man dabei auch auf einen massiven Fuhrpark. So wurden im vergangenen Jahr in Bremerhaven etwa 700 Lkw-Trailer des Unternehmens zwischengelagert (siehe Infokasten). Der mittlerweile ausgeschiedene Manager Dave Clark habe damals in einem Interview betont, dass Amazon plane „einer der größten Transporteure der Welt“ zu werden.

In Anbetracht dessen ist es kein Wunder, dass das Unternehmen unter dem Deckmantel von Nachhaltigkeitsbestrebungen versucht, die Nutzung anderer Logistiker unattraktiver zu gestalten. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre Retouren stattdessen in Filialen der Amazon-eigenen Ketten Whole Foods, Kohl’s oder Amazon Fresh abgeben, zahlen weiterhin nichts.

„Kunden werden immer eine Möglichkeit zur kostenlosen Retoure haben“

So bestätigte ein Amazon-Sprecher gegenüber Business Insider ganz konkret, dass Amazon seinen Kundinnen und Kunden „immer eine Möglichkeit bieten werde, Artikel kostenlos zurückzusenden“. Der Aufpreis von einem US-Dollar falle konkret nur dann an, wenn Kunden einen kürzen bis genau gleichlangen Weg zu einer der konzerneigenen Geschäfte gehabt hätten.

Wer sich trotz der gleichen Strecke und der Option auf eine kostenlose Bearbeitung dazu entscheiden würde, eine UPS-Filiale aufzusuchen, müsse dabei dann die zusätzliche Gebühr in Kauf nehmen.

Die Aussagen des Amazon-Sprechers decken sich dabei mit Angaben des Amazon Deutschland-Chefs Rocco Bräuninger. So sagte dieser vergangenes Jahr in einem Interview mit der WirtschaftsWoche: „Solange unsere Kunden sagen, ‚wir wollen die Möglichkeit kostenloser Retouren haben‘, wird es die Möglichkeit geben.“ 

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Geschrieben von Ricarda Eichler




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