In letzter Zeit wurden immer mehr Fälle bekannt, in denen Amazon nur noch ausgewählten Marketplace-Händlern den Vertrieb bestimmter Markenprodukte gestattet. Alle anderen Händler schauen in die Röhre. Am Anfang der Geschichte könnte das Ende von Amazons Bestpreisklausel stehen.

Schachfiguren: König in der Mitte gefallener Bauern
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Immer mehr Marketplace-Händler berichten davon, dass Amazon den Vertrieb von Markenprodukten nur noch einigen ausgewählten Händlern erlaubt. Diese Händler werden von den Markenherstellern selbst ausgewählt – wer also nicht in der Gunst der Hersteller steht, schaut in die Röhre. Das sorgt bei den Händlern für großen Ärger, doch über Amazons Beweggründe für die Vertriebsbeschränkungen lässt sich aktuell nur spekulieren. Offensichtlich wird allerdings, dass diese Vertriebsbeschränkungen eine ganze Reihe von Marken betreffen.

Alles begann 2012...

Eine interessante Perspektive zeigt der Pricingblog auf: Die aktuelle Strategie geht demnach auf das Jahr 2012 zurück, als einige Modelabels anfingen, Amazon durch Vertriebsbeschränkungen als Plattform zu boykottieren. Gleichzeitig wollte Amazon seine Bestpreisklausel durchdrücken, die Händler sollten also die günstigsten Preise im Internet bieten.

Schließlich schaltete sich das Bundeskartellamt ein und untersagte den Markenherstellern die Vertriebsbeschränkungen und Amazon die Bestpreisklausel. Dem Preisverfall einiger Labels war laut Pricingblog damit aber kein Riegel vorgeschoben. Amazon und die Hersteller taten sich daraufhin zusammen.

Nur Amazon gewinnt

Mit einem Ergebnis: „Alle Beteiligten verdienen am meisten, wenn der Kunde möglichst hohe Preise zahlen muss“. Eine Erkenntnis, die wenig überrascht. Als „selbstredend fadenscheinig“ komme dabei die Erklärung von Amazon daher, dass es sich bei der aktuellen Strategie um eine Verbesserung des Einkaufserlebnisses handelt. „Ob ein Händler seriös ist, schnell liefert oder gutes Retourenhandling leistet, hängt in keinem Fall von einer Autorisierung durch ein Label ab“, so der Pricingblog.

Das bedeutet, dass Kunden von Amazon künftig mit steigenden Preisen rechnen müssen. Den Händlern, die von den Markenherstellern die Erlaubnis zum Verkauf erhalten haben, bleibt kaum eine andere Möglichkeit als den UVP-Preis einzuhalten. Während die Labels mit der Einhaltung des UVPs ihr Ziel scheinbar erreichen, könnten sie derweil abhängig von Amazon werden: Das Unternehmen könnte eine Art Schutzgebühr einführen. Zahlt ein Label, darf es seine Händler aussuchen. Ansonsten läuft der Preiswettbewerb weiter.

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers

Kommentare

#1 Detlef Küker 2015-05-22 15:53
Warum sollen die autorisierten Händler den UVP einhalten???
Das ist kartellrechtlic h verboten und lässt sich gar nicht durchhalten.
Den Zusammenhang sehe ich überhaupt nicht. Die Markenherstelle r gehen selektiv vor und dagegen ist ja mal nichts einzuwenden. Ein selektiver Vertrieb (machen wir auch) sichert gewisse Leistungsstanda rds und hält Rosinenpicker draussen. Aber dem UVP hilft das leider nicht. Den Preis macht der Händler.
Detlef Küker



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