Viele Online-Händler zittern und bangen vor dem gigantischen Potenzial, das in den Amazon-Eigenmarken steckt. Doch die Befürchtungen sind gar nicht nötig, sagt eine neue Studie.

Hände mit einem beleuchteten Nebel
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Die Angst vor den Amazon-Marken

Amazon hat in den vergangenen Jahren eine regelrechte Armee an Eigenmarken aufgebaut. Manche dieser Marken wurden mit Pauken und Trompeten vorgestellt, andere hingegen heimlich, still und leise gestartet. Doch egal, wie der Start verlief – immer wieder musste sich Amazon die Vorwürfe gefallen lassen, die hauseigenen Labels unverhältnismäßig stark zu pushen: durch massive Präsenz oder vermeintlich dreiste Werbeaktionen.

Die Angst in der Branche vor den Amazon-Eigenmarken wuchs mit der Zeit. Groß waren die Befürchtungen, dass Amazon – wieder einmal – andere Händler verdrängt und quasi ein Ungleichgewicht der Marken schafft. Doch eine neue Studie gibt Entwarnung.

Die Dominanz der Amazon-Eigenmarken ist nur gering

„Demnach greifen Käufer kaum mehr zu den Produkten der Amazon-Eigenmarken, auch wenn diese in den Suchergebnisse auf der Plattform bevorzugt werden“, schreibt das Branchenportal t3n und verweist dabei auf die Studienergebnisse von Marketplace Pulse.

Amazon sei „mit Eigenmarken lediglich in einigen Bereichen erfolgreich, wo die Kunden nach günstigen Alternativen suchen – etwa bei Batterien“. Zu diesem Ergebnis kommt Marketplace Pulse nach eigenen Angaben, da das Unternehmen 23.000 Produkte unter die Lupe genommen hat und dabei die Verkaufsränge sowie die Zahl der jeweiligen Produktbewertungen als Indikatoren für potenzielle Umsätze nutzte.

Auch Amazon kann nicht zaubern

Nach Ansicht des Marketplace-Pulse-Gründers Juozas Kaziukenas sei es lediglich eine Verschwörungstheorie, „dass Amazon ein Produkt auf den Markt werfen und dieses dann mit dem magischen Einsatz von Daten an die Spitze der Verkaufsrankings katapultieren könne“, heißt es weiter.

Natürlich gibt es durchaus einige Labels, mit denen Amazon gigantische Erfolge feiern kann: Die hierzulande ungebrochene Erfolgsgeschichte des Kindle E-Book-Readers oder der Fire-TV-Streaming-Geräte dürften als Paradebeispiele gelten. Glaubt man allerdings den Studienergebnissen, seien dennoch „die meisten ihrer Eigenmarken“ eher nicht erfolgreich.

Aufatmen für konkurrierende Händler? – Eher nicht!

Und nun? Heißt es jetzt für Online-Händler „aufatmen und zurücklehnen“? Amazons Eigenmarken als ungefährlich für Händler zu bezeichnen, dürfte trotz der Studienergebnisse nicht unbedingt schlau sein! Amazon hat an diversen Beispielen gezeigt, dass man in der Lage ist, bei Kunden eine riesige Nachfrage zu erzeugen und mit namhaften Eigenmarken den Konkurrenzdruck deutlich zu erhöhen.

Amazon hat überdies nicht nur die nötigen Ressourcen, sondern eben auch das nötige Know-how und eine gigantische Infrastruktur zur Verfügung, um die Eigenmarken entsprechend zu pushen – natürlich immer nur in jenem Rahmen, in dem Amazon auch den jeweiligen Fokus setzt. Und nur, weil viele Kunden beispielsweise im Bereich Kleidung lieber auf etablierte Marken zurückgreifen und die Amazon-Klamotten noch nicht die Kleiderschränke der Republik fluten, heißt das eben nicht, dass Amazon in Sachen Eigenmarken unfähig ist.

An Willen, Tatendrang und hochgesteckten Zielen hat es den Verantwortlichen hinter Amazon noch nie gemangelt. Und wie immer darf man mit Blick auf die Zukunft noch Großes von Amazon erwarten – auch in Sachen Eigenmarken. Händler sollten bei ihren eigenen Labels auf Alleinstellungsmerkmale achten und eine stringente Markenführung verfolgen, um gegen Amazon ankommen zu können.

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Geschrieben von Tina Plewinski