Dass sich Kunden ihre Pakete selbst in einer Postfiliale oder an einer Paketstation abholen, ist gang und gebe. Nun denkt Amazon dieses Konzept einen Schritt weiter und plant einen neuen Service.

Verschiedene Amazon-Pakete auf einem Stapel
Julie Clopper / Shutterstock.com

Für die Logistiker ist es kaum noch möglich, die vielen Pakete aus dem Online-Handel bis zur Haustür der Kunden zu bringen. Zeitdruck und niedrige Löhne tun neben den wachsenden Paketbergen ihr Übriges, um die Lage auf dem Logistikmarkt weiter zu verschärfen. Kein Wunder also, dass Unternehmen und Lieferdienste nach Entlastung und neuen Konzepten suchen. Auch Amazon scheint neue Möglichkeiten zu suchen – und zumindest eine neue potenzielle Lösung gefunden zu haben.

Wie t3n berichtet, heißt diese neu Lösung „Amazon Counter“. Dabei handelt es sich im Grunde um ein Click&Collect-Modell, bei dem sich Kunden ihre Bestellungen in Filialen des stationären Handels liefern lassen – nur eben nicht in Amazon-Filialen, die es hierzulande ja noch nicht gibt, sondern in Filialen konkurrierender Unternehmen.

Kooperation mit Amazon: Umsatz-Boost für externe Händler?

Da Amazon den Dienst vorerst nur für den italienischen und britischen Markt planen soll, sei der Konzern vor Ort auf der Suche nach passenden Kooperationspartnern. Und zwar nicht nur nach großen kapitalstarken und breit aufgestellten Ketten, sondern auch nach kleinen Einzelhändlern, wie es weiter heißt.

Ein solcher Service könnte gestressten Kunden auf jeden Fall entgegenkommen. Sie suchen sich einfach eine Filiale aus, die auf ihrem Heimweg liegt oder die sich grundsätzlich gut erreichen lässt. Dort können sie dann ihre Pakete nach Belieben und ohne Druck abholen. Und da eine Abholung selbst Tage später noch möglich ist, kann diese Variante auch für Shopper attraktiv sein, die die Geduld ihrer freundlichen Nachbarn (die immer die Pakete annehmen) nicht überstrapazieren wollen.

Auch für die potenziellen Partner könnte eine Zusammenarbeit mit Amazon durchaus lukrativ sein: Schließlich können sich die Kunden beim Abholen ihrer Pakete im stationären Geschäft noch einmal umsehen und lassen sich dabei vielleicht sogar zu Spontankäufen verleiten? Die Potenziale sind durchaus vorhanden!

Doch es lauern auch Probleme ...

Eine genauere Betrachtung des neuen Services legt allerdings auch potenzielle Probleme offen: Denn genau wie in kleinen Abholshops verschiedener Dienstleister wie der Deutschen Post, Hermes oder DPD gibt es Fälle, in denen eine Abholung für die Kunden schon mal zur Grenzerfahrung werden kann. Gerade in Spitzenzeiten wie etwa vor Weihnachten erlebe ich es regelmäßig, dass sich die Kunden in solchen kleinen Geschäften praktisch stapeln und die Verkäufer mit den Paketfluten massiv überfordert sind.

Hinzu kommt der Fakt, dass gerade kleine Geschäfte Gefahr laufen, den vorhandenen Platz, der eigentlich für die eigenen Produkte benötigt wird, an die Paketberge aus dem Hause Amazon zu verlieren. Schlecht für den eigenen Lagerplatz und im schlimmsten Fall auch schlecht für das Wohlfühl-Gefühl im Laden, wenn das Ambiente durch die Stapel zerstört wird.

Man sieht: Es gibt viele Vorteile, doch auch die möglichen Problemstellen fallen ins Gewicht. Zumindest eins dürfte klar sein: Falls der geplante Service bei den Kunden in Italien und Großbritannien gut ankommt, dürfen wir auch hierzulande auf den Start des neuen Lieferdienstes hoffen.

/
Geschrieben von Tina Plewinski