Der Ton wird langsam aggressiver: Um die Zahl der Prime-Mitglieder weiter anzutreiben hat sich Amazon anscheinend eine neue Strategie ausgedacht. Mittlerweile gibt es Produkte im Online-Shop, die das Unternehmen ausschließlich an seine zahlenden Stammkunden verkauft.

Mann mit Stoppschild
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Was hat sich Amazon nicht alles einfallen lassen, um die Kunden von der kostenpflichtigen Prime-Mitgliedschaft zu überzeugen: einen schnellen Versand, ein digitales Musikangebot, ein hauseigenes Film- und Serien-Streaming-Portal, einen kostenlosen Cloudspeicher für Fotos und und und … 

Amazon: Hinweis Exklusiv für Prime-Mitglieder
Exklusiv für Prime-Mitglieder: Screenshot © Amazon

Doch die Zeiten, in denen Amazon nur mit dem sprichwörtlichen Zuckerbrot lockt, sind anscheinend vorbei.

Mittlerweile finden sich nämlich Produkte im Online-Shop, die Amazon exklusiv für Prime-Mitglieder reserviert und diese eben nicht an „normale“ Kunden verkauft. Diese Amazon-Produkte lassen sich von Standardkunden nicht in den Warenkorb legen. Denn dort, wo sich normalerweise der „In den Einkaufswagen“-Button befinden, ist hier ein blauer Kasten mit dem entsprechenden Hinweis (siehe Screenshot).

Ein Scherz? Ein Affront für alle Nicht-Mitglieder? Eine clevere Strategie? – Diese neue Vorgehensweise von Amazon wird sicherlich sowohl Fürsprecher als auch Gegner finden. Selbst in unserer Redaktion gingen die Meinungen auseinander:

 

Kommentar von unserem Redakteur Christian Laude:

„Bei allem Respekt: Für mich sind Produkte, die exklusiv für Prime-Mitglieder erhältlich sind, die einzig logische Konsequenz. Dass Amazon alles daran setzt, die Premium-Mitgliedschaft wirklich jedem Kunden fast schon zwanghaft aufzudrücken, ist keine Neuigkeit. Deswegen war im Prinzip auch dieser Schritt fast schon unvermeidbar und kann als intelligenter Schachzug angesehen werden.

Vielleicht sollten sich Verbraucher und Internet-Nutzer generell von dem Anspruch verabschieden, alles überall und zu jedem Zeitpunkt erhalten zu können. Prime-Angebote sind nur für Mitglieder vorbestimmt, die einen bestimmten Jahresbeitrag zahlen, um von solchen Angeboten eben profitieren zu können. Dass dies nun auch auf vermeintlich alltägliche Produktangebote ausgeweitet wird, empfinde ich als völlig verständlich. Der Prime-Service wird damit abermals einen erheblichen Push bekommen und viele neue Mitglieder anlocken.“

Anders sieht das unser Redakteur Michael Pohlgeers:

„Damit geht Amazon komplett in Richtung Shopping-Club – und zwar ein Shopping-Club, bei dem ich nicht Mitglied werden möchte. Ich kaufe ohnehin zu wenig bei Amazon, als dass eine Prime-Mitgliedschaft für mich attraktiv wäre. Sollte Amazon aber alle oder noch wesentlich mehr Produkte für Prime-Kunden reservieren, hätte das Unternehmen mich als Kunden wohl endgültig verloren. Einzig bei Marketplace-Händler könnte und würde ich noch einkaufen.“

Prime-Strategie: Amazon wird mehr und mehr zum Club

Die Meinungen der Endverbraucher gehen also gravierend auseinander. Und das zu Recht. Und auch unter den Online-Händlern dürfte dieses Thema für einiges Aufsehen sorgen. Werden sich mehr Kunden für eine Premium-Mitgliedschaft entscheiden und dann nur noch direkt bei Amazon kaufen? Oder werden sich viele Shopper von dieser Strategie unbeeindruckt zeigen und stattdessen auf die Marketplace-Anbieter ausweichen, die die gleichen Produkte anbieten?

Die Zukunft wird es zeigen. Bis dahin bleibt mit Spannung abzuwarten, welche Kniffe Amazon noch aus dem Ärmel zieht.

 

Produktseite mit Hinweis: Nur für Prime-Mitglieder
Exklusiv für Prime-Mitglieder: Screenshot © Amazon

 

/ Geschrieben von Tina Plewinski