Ein US-Unternehmen hat nun vor Gericht das Recht erhalten, Nutzerdaten von Amazon einfordern zu können. Der Online-Händler will so gegen beleidigende Kommentare auf Produktseiten des Handelshauses vorgehen.

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Das Unternehmen Ubervita, das Nahrungsergänzungsmittel vertreibt, geht in den USA massiv gegen Kritiker auf Amazon vor. Wie das US-Magazin arstechnica berichtet, bedroht das Unternehmen Personen, die kritische Kommentare zu den Produkten der Firma hinterlassen, mit rechtlichen Schritten, um deren Identität herauszubekommen. Nach Ansicht von Ubervita sind einige Kommentare angeblich mit Absicht beleidigend verfasst oder würden üble Nachrede enthalten.

Die Bedrohungen, die in der Zwischenzeit wieder entfernt wurden, begannen kurz nachdem Ubervita in diesem Monat dafür geklagt hatte, Kritiker auf Amazon enthüllen und gerichtlich vorladen zu dürfen. So kommentierte das Unternehmen eine Kritik mit „Du solltest lieber damit aufhören, bevor du in eine Menge rechtlichen Ärger gerätst“. Der Händler vermutet, dass hinter einigen der Kommentaren Mitbewerber stecken, die absichtlich das Geschäft der Firma schädigen wollen.

So wurde von einem Unbekannten im Namen von Ubervita unter anderem eine Anzeige auf Craigslist geschaltet, in der das Unternehmen angeblich Geld für positive Reviews auf Amazon bietet. Zudem wird einigen Kommentatoren auf Amazon vorgeworfen in betrügerischer Absicht das Bestellsystem von Amazon manipuliert zu haben, damit einige Produkte als „nicht verfügbar“ angezeigt werden.

Schutz von Webseiten durch Gesetze

Und hier stellt sich vor allem ein Problem dar: Natürlich dürfen sich Unternehmen und Einzelpersonen gegen üble Nachrede wehren, doch können Webseiten wie Amazon in den USA nicht haftbar gemacht werden, wenn Kommentare Dritter geschäftsschädigend sind. Da die meisten Nutzer ihre Kommentare unter einem Pseudonym abgeben, bleibt den Unternehmen meist nur eine Klage gegen Unbekannt einzureichen. Zudem ist nicht sicher ob die Kommentare wirklich von Mitbewerbern oder tatsächlichen Usern verfasst wurden.

Diesen Schutz darf Ubervita nun umgehen und darf Vorladungen an Amazon und Craigslist verschicken, um die Identität der unbekannten Nutzer herauszufinden. Problematisch ist hierbei, dass Ubervita selbst entscheiden kann, ab wann ein Kommentar beleidigend ist und könnte so theoretisch die Identität jeden Amazon-Kunden herausfinden, der eine negative Produktrezension schreibt. Hierbei müssen sämtliche gespeicherten Daten offengelegt werden, sodass neben den Namen und Adressen der Personen auch Telefonnummern, E-Mail- und IP-Adressen sowie Kreditkarten- und Bankinformationen von Amazon an das Unternehmen herausgegeben werden müssen.

Einigung mit Verbraucherorganisationen

Um dieser Willkür einen Riegel vorzuschieben, hat sich die Verbraucherrechtegruppe Public Citizen in den Fall eingeschaltet und konnte mit dem Anwalt von Ubervita außergerichtlich eine Übereinkunft treffen, bei der ein großer Teil der Kritiker vor Repressalien geschützt ist. Nach Aussage von Paul Alan Levy, Anwalt bei Public Citizen, will Ubervita sein Recht auf Herausgabe der Nutzerdaten nur in den Fällen geltend machen in denen Mitbewerber vermutet werden, welche die beleidigenden Kommentare hinterlassen und Betrug mit zu großen Warenbestellungen begehen, um dem Unternehmen zu schaden.

Nach Angaben von arstechnica hat Amazon bislang nicht auf Nachfragen reagiert.