Amazon will sich die Domain .amazon sichern – doch die wollen auch die acht Anrainerstaaten des Amazonas haben. Seit Jahren brodelt der Streit, aber jetzt hat Amazon mit einem Vorschlag für eine erneute Eskalation gesorgt.

Amazonas
© Gustavo Frazao – Shutterstock.com 

Es sollte sicherlich ein Vorschlag zur Güte sein, den Amazon den acht Anrainerstaaten des Amazonas gemacht hat: Wie Heise Online berichtet, will das Unternehmen die Länder davon überzeugen, die Domain .amazon abzugeben. Wenn die Anrainer der Vergabe durch die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) zustimmen, wolle Amazon eine Bewerbung der Staaten für .amazonas, .amazonia und .amazonica unterstützen. Das verkündeten Amazon-Vertreter bei einer öffentlichen Sitzung des ICANN-Regierungsbeirats.

Doch mit diesem Vorstoß stößt Amazon keinesfalls auf Gegenliebe bei den Ländern. Brasiliens Vertreter im Regierungsbeirat der ICANN betonte, dass man an die Ministerbeschlüsse der Minister der Anrainerorganisation OCTA gebunden sei. Die Vertreterin von Peru wurde deutlicher und kritisierte Amazon scharf für sein Verhalten in dem Streit. „Unternehmen wie Ihres machen was sie wollen“, so Maria Milagros Castanon Seonane vom peruanischen Außenministerium. „Unternehmen wie Ihres wollen Regierungen und die Bevölkerung, die sie vertreten, einfach nicht respektieren.“

Kritik am Schiedsurteil

Amazons Vertreter hätten auf diese Reaktion der Länder „etwas verdattert“ reagiert, so Heise weiter. Externe Schlichter hatten dem Unternehmen kürzlich Recht gegeben und erklärt, dass Amazon alle Bedingungen für die Zuteilung erfüllt habe. Die Vergabe von .amazon an das US-Unternehmen schade den Amazonas-Anrainern nicht, so die Schlichter. Amazon könnte nun versuchen, ICANN auf dem Rechtsweg zur Vergabe der Domain zu zwingen. Brasiliens Vertrater Benedicto Fonseca schloss weitere Gespräche zwischen ACTO und Amazon nicht gänzlich aus, wies aber darauf hin, dass das Schiedsurteil von drei Schlichtern aus den USA getroffen wurde.

Die starke Bindung der ICANN an US-Recht hat schon häufiger für Kritik gesorgt. Auch europäische Länder, darunter Portugal, befürchten, dass Amazon zu einem Präzedenzfall werden könnte. Dabei spielt die Frage eine Rolle, ob öffentliche Interessen an geographischen Namen immer Vorrang haben.

 

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Geschrieben von Michael Pohlgeers




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