Amazon muss in Spanien 3.000 Beschäftigte fest anstellen. Es handelt sich dabei um Paketfahrer, die Amazon als Selbstständige beschäftigt hatte.

 

Amazon-Lieferfahrzeug auf der Straße
alexfan32 / Shutterstock.com

Amazon ist mit dem Modell „Amazon Flex“ auch in Deutschland aktiv: Statt die Paketboten fest anzustellen, werden diese als Selbstständige beschäftigt. Das Unternehmen wirbt auf seiner Webseite damit, dass die Fahrer ihr eigener Chef sein können. Lediglich ein Auto, die Volljährigkeit und ein Handy sind die Grundvoraussetzungen.

Amazon selbst spart mit diesem Modell jede Menge Geld: Während der Konzern für angestellte Mitarbeiter unter anderem Sozialversicherungsbeiträge zahlen und die Arbeitsschutzbedingungen einhalten muss, tragen Selbstständige diese Verantwortung selbst.

Betrügerisches Modell

Die spanische Regierung hat diese Praxis laut einem Bericht der Jungen Welt für betrügerisch beurteilt: Von dem beworbenen Stundenlohn von 25 Euro blieben den Boten unterm Strich gerade mal fünf Euro. Benzin, Versicherung, Reparatur – all das müssen die Fahrer selbst tragen.

Der Konzern hat indes allein in Madrid drei Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen gespart. Bei dem Modell handle es sich um eine Form der Scheinselbstständigkeit, urteilte nun die Regierung und zwingt Amazon dazu, die 3.000 Selbstständigen fest anzustellen. 

Gängiges Modell

Nicht nur Amazon beschäftigt die Boten nicht selbst: Ähnliche Modelle sind von Uber, Glovo und Deliveroo bekannt. Erst 2019 urteilte ein spanisches Gericht, dass das Modell des Essenslieferdienstes Glovo rechtswidrig ist. Die Beziehung zwischen Boten und Unternehmen stelle eine übliche Arbeitsbeziehung dar.

Ein Teil der Selbstständigen verteidigt dieses Modell aber trotz des geringen Lohnes: Man schätze die Freiheit, nicht an ein bestimmtes Unternehmen gebunden zu sein und sich den Auftraggeber heraussuchen zu können.

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Geschrieben von Sandra May




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