Im Amazon-Lager in Winsen wird systematisch Neuware vernichtet, wie ein eingeschleuster Greenpeace-Mitarbeiter aufdeckte. 

Amazon-Lager
Frederic Legrand - COMEO / Shutterstock.com

 

Amazon vernichtet in seinem Standort Winsen an der Luhe systematisch neuwertige Ware – darunter Kleidung, Spielzeug, Bücher und Elektro-Artikel, wie das ARD-Magazin Panorama berichtet. Ein Greenpeace-Mitarbeiter hatte sich mehrere Wochen in das Logistikzentrum eingeschleust und Abläufe zum Teil gefilmt.

Demnach ist in Winsen eine eigene Abteilung mit acht Personen für die Aussortierung der Artikel in sogenannten „Destroy-Stationen“ zuständig. Die Ware wird dann zu einem Entsorgungsunternehmen gebracht, dort verbrannt oder je nach Artikel zu Putzlappen verarbeitet, heißt es.

Vernichtung statt Langzeitlagergebühren bei Amazon

Die nicht verkaufte Ware stamme dabei vor allem von Dritthändlern auf Amazon, denen der Online-Riese die Entsorgung anbietet, wenn ihre bei Amazon gelagerten Waren über einen bestimmten Zeitraum hinweg nicht verkauft wurden. Die Marktplatz-Händler müssten sonst hohe Langzeitlagergebühren zahlen. 

Schon 2018 stand die Vernichtung von Neuware bei Amazon in Deutschland in der Kritik, auch in französischen Amazon-Lagern wurde ein solches Vorgehen publik.

So begründet Amazon die Vernichtung der Neuware

Amazon bestreitet das Vorgehen nicht, es handele sich dabei aber um sehr geringe Mengen im „Promillebereich“ und die allerletzte Möglichkeit, so der Konzern. „Nur wenn wir keine andere Möglichkeit mehr haben, geben wir Artikel zum Recycling oder zur Energierückgewinnung - oder als allerletzte Option - zur Deponierung“, erklärte ein Sprecher.

Die Politik arbeitet seit Jahren an einer entsprechenden Gesetzesänderung, konkrete Verordnungen gibt es aber noch nicht. Zum ebenfalls leidigen Thema Retourenvernichtung gibt es immerhin schon ein Gesetz aus Frankreich, das auch in Deutschland übernommen werden könnte.

Deutschlands Amazon-Chef Ralf Kleber hatte in einem Interview selbst auch auf die Retouren-Problematik hingewiesen, dass es für viele Händler lukrativer sein kann, diese Ware einfach zu vernichten statt sie etwa zu spenden – weil bei einer Spende Umsatzsteuern anfallen. Mit dem Amazon-Programm FBA Donations können Händler in den USA, UK und Frankreich ihre nicht mehr verkäuflichen Retouren spenden, Amazon übernimmt die Kosten. 

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Geschrieben von Markus Gärtner